Rörig wünscht sich mehr Elan bei der Aufarbeitung von Missbrauch

"Wir versuchen alles"

Die Kirche habe eine Vorreiterrolle bei der Aufklärung von Missbrauch, so der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Nachbesserungsbedarf sieht er gesamtgesellschaftlich in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.

Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung / © Harald Oppitz (KNA)
Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung / © Harald Oppitz ( KNA )

"Es wäre gut, wenn der Deutsche Bundestag diesen Prozess in einem passenden Format begleiten würde", sagte Rörig der "Süddeutschen Zeitung" am Montag. "Es sollte sich insgesamt verstärkt mit der Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und deren Folgen befassen."

Wenn es um die katholische Kirche gehe, reagierten Politik und Medien derzeit "wie ein Mückenschwarm aufs Licht", so Rörig. "Aber ich habe den gesamten Komplex sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vor Augen. Es bräuchte eine turnusmäßige gesetzliche Berichtspflicht meines Amtes an den Bundestag, an die Bundesregierung und auch den Bundesrat."

In der evangelischen Kirche und im Sport geht es voran

Auf die Frage, ob er den Eindruck habe, dass sich andere Institutionen hinter der katholischen Kirche wegduckten, antwortete Rörig: "Die katholische Kirche hat eine Vorreiterrolle, was die strukturierte Aufarbeitung angeht. Vor ihr ist im Moment keiner. Hinter ihr sind viele."

Die evangelische Kirche in Deutschland wolle jetzt eine vergleichbare Struktur schaffen. Auch mit dem organisierten Sport gebe es Gespräche. "Bei den Schulen wären wir gerne aktiver, wegen Corona ist das im Moment kaum möglich." Rörig weiter: "Wir versuchen alles, um alle aus dem Windschatten der katholischen Kirche herauszuholen."


Quelle:
KNA