In einer am Montag auf seiner persönlichen Internetseite veröffentlichten Stellungnahme wandte sich Oster gegen Aussagen der Theologin vom vergangenen Wochenende. Rahner hatte bei einer Veranstaltung der Diözese Rottenburg-Stuttgart gesagt, wer nicht für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche eintrete, sei "ein Rassist". Es gehe nicht an, von der gleichen Würde von Frauen und Männern zu sprechen, ihnen aber nicht die gleichen Rechte einzuräumen.
Oster wies diese Wortwahl und Aussage scharf zurück. Zugleich mahnte er eine Diskussion über Verbindlichkeit in der Kirche sowie "Grenzen der Beliebigkeit" in der Auslegung des Evangeliums an. Bestimmte Fragen wie die Unmöglichkeit der Priesterweihe der Frau seien definitiv entschieden.
Wo sind "verbale Grenzen" erreicht?
In Deutschland zeichne sich indes ab, so der Bischof, "dass eine Mehrheit der Gläubigen, vereint auch mit einigen Bischöfen, vielen aus der akademischen Theologie und der pastoralen Mitarbeiterschaft" eine Weiterentwicklung solcher Lehren im Sinne liberalerer Positionen wünsche. Daher gingen "manche ihrer Protagonisten nun immer offensiver und schamloser zum Gegenangriff über". Als "katholisch" scheine nun eigentlich genau das, was sie selbst meinten - "und gerade nicht mehr das, was das Lehramt sagt".
Der Bischof schreibt, in der Debatte um "Aufreger-Themen" wie Frauenweihe, Sexualmoral, Zölibat und Leitung, wie sie derzeit im Reformdialog Synodaler Weg diskutiert werden, sei inzwischen "ein Punkt ziemlich umgedrehter Verhältnisse" erreicht. Mit großer Vehemenz werde von liberaler Seite eine "neue Glaubensregel" vorgetragen und ständig wiederholt: "Niemand möge dem anderen bitteschön erklären dürfen, was er sage, sei nicht katholisch. Dafür aber dürfen die sich in der Mehrheit Wähnenden inzwischen schamlos solche Gläubigen Spalter und sogar Rassisten nennen, die sich der geltenden Lehre verpflichtet wissen." Es stelle sich die Frage, wo im Diskurs "verbale Grenzen" erreicht seien.