DOMRADIO.DE: Mehrere Jahrzehnte haben Sie sich bereits dem Bier verschrieben. Was ist denn für Sie das Schöne an diesem Getränk?
Schwester Doris Engelhard (Franziskanerin und Braumeisterin der Klosterbrauerei Mallersdorf im Bistum Regensburg): Es macht zwar manchmal Probleme. Aber das Trinken ist wirklich schön. Nur die Menge machts. Also, ich möchte nicht dem ungesunden Genuss des Biers Schwung geben.
DOMRADIO.DE: Tatsächlich haben Sie Ihr erstes Bier erst in der zweiten Woche Ihrer Meisterausbildung 1975 getrunken. Wie kamen Sie denn überhaupt auf die Idee, diesen Beruf zu erlernen, wenn Sie vorher noch gar kein Bier getrunken hatten?
Sr. Doris: Ich komme aus dem Fränkischen und da gab es bei uns mehr oder weniger Most oder Apfelwein. Es hat zuhause kein Bier gegeben. Ich war in einem Internat und nach dem Realschulabschluss hat unsere Direktorin, eine Schwester, mich gefragt, was ich denn werden möchte. Ich habe gesagt, ich möchte ins Kloster gehen und Landwirtschaft studieren. Dann hat sie gesagt, dass in der Brauerei jemand gebraucht wird. Daraufhin habe ich Brauerin gelernt, der schönste Beruf im Kloster.
DOMRADIO.DE: Frauen am Braukessel verwundert manche Menschen. Wenn wir auf die Biergeschichte zurück gucken, dann haben Frauen da eigentlich eine große Rolle gespielt, oder?
Sr. Doris: Bierbrauen war die Arbeit der Frauen, die Herstellung der Nahrungsmittel für den Betrieb beziehungsweise für den normalen Haushalt hat die Frau gemacht. Der Satz "Brauen und backen gerät nicht immer" soll sagen: Die Frau hat Brot gebacken. Und da es ja im Brothaus noch warm war, hat sie gleich noch Bier gebraut, weil man die Bierhefe als Reinzuchthefe zu dieser Zeit nicht gekannt hat. Man hat mit wilden Hefen Bier gebraut.
DOMRADIO.DE: Wir feiern am 23. April den Tag des Deutschen Bieres, der auf den Erlass des bayerischen Reinheitsgebots von 1516 zurückgeht. Das Bier aus ihrer Klosterbrauerei entspricht auch dem deutschen Reinheitsgebot. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach der Erhalt dieses Reinheitsgebot in Deutschland?
Sr. Doris: Ich denke, wir sprechen immer mehr über natürliche und gesunde Lebensmittel und da ist es das Wichtigste, dass es ein Reinheitsgebot gibt. Warum soll man das aufweichen? Ich habe ja nichts gegen Brauer, die anderes versuchen. Aber wenn sie sich nicht ans Reinheitsgebot halten, dann dürfen sie es nicht Bier nennen.
Ich denke, ein gesundes Bier soll ein gesundes Bier bleiben und ein sauberes Bier soll ein sauberes Bier bleiben. Wobei Bier, was in Bayern gebraut und aus Bayern ausgeführt wird, nach dem Reinheitsgebot gebraut sein muss. Bier, das außerhalb Bayerns getrunken wird, muss nach dem Reinheitsgebot gebraut sein. Bier, das ins Ausland geht, muss nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut sein. Es gibt also feine Unterschiede.
DOMRADIO.DE: Trinken Sie denn auch trotzdem einmal ein Bier, was nicht dem Reinheitsgebot entspricht. Oder halten Sie doch nicht so viel davon? Unsere Nachbarn in Belgien sind ja zum Beispiel sehr experimentierfreudig.
Sr. Doris: Gut, ich versuche es, ich trinke es, aber ich möchte ein Bier trinken, das mich anregt, vielleicht noch über ein zweites nachzudenken. Und bei den Craft-Bieren wird es etwas kritisch. Ich schütte normalerweise kein Bier weg. Aber vor Kurzem habe ich es mir erlaubt. Ich habe mir gedacht, das muss ich mir jetzt nicht antun, dass ich dieses Craft-Bier trinke.
Das Interview führte Julia Reck.