Ärztin wendet sich nach Kampagne an Schauspieler

Macht alle eine Schicht auf Intensivstation

Die Künstler, die mit sarkastischen Videos gegen die Corona-Politik protestiert haben, ernten Kritik aus dem Gesundheitswesen. Nun werden sie mit der Aufforderung konfrontiert, mal eine Schicht auf einer Intensivstation zu machen.

Patient im Krankenhaus / © CGN089 (shutterstock)

Unter #AllemalneSchichtmachen ruft die in Sozialen Netzwerken als "Doc Caro" bekannte Ärztin Carola Holzner die Schauspieler dazu auf, mal eine Schicht im Krankenhaus oder im Rettungsdienst zu übernehmen.

"Sie haben eine Grenze überschritten, und zwar eine Schmerzgrenze", sagt die Leitende Oberärztin am Universitätsklinikum Essen in einem Instagram-Video mit Blick auf die 50 Prominenten, unter anderem Jan Josef Liefers, die unter dem Hashtag #allesdichtmachen Protest gegen die Corona-Politik geäußert hatten.

Sarkasmus fehl am Platz

Holzner bezeichnet diese Aktion als zynisch und sarkastisch. "In der aktuellen Situation haben, abgesehen von den vielen Erkrankten auf der Intensivstation und in den Krankenhäusern, zynische Diskussionen, Sarkasmus und Ironie, meiner Meinung nach, nichts verloren", erklärte sie. Holzner fordert weiter: "Tun Sie sich danach zusammen, für eine Kampagne ohne Zynismus und Sarkasmus."

Die Notärztin betonte, sie sehe sich mit diesem Beitrag auch als Stimme des Gesundheitssystems. "Das sage ich jetzt für alle, die tagtäglich seit über einem Jahr in diesem Gesundheitssystem stehen, handeln, helfen, immer wieder aufstehen und immer noch da sind."

Das Instagram-Video ist mittlerweile rund 65.000 Mal auf Twitter aufgerufen worden. Holzner erhält viel Unterstützung in den Sozialen Netzwerken. Da zählt ein User beispielsweise die Aufgaben auf, die in so einer Schicht anstehen - darunter "Triage", "Katheter legen" oder "Iso Zimmer in Vollmontur".

Ein anderer User nominiert die Schauspielerin Katharina Schlothauer als Kandidatin für die Intensivstation. "Wer nach Luft ringende Menschen nachäfft, sollte dies erleben müssen", heißt es. Ein anderer ergänzt: "Muss man ihnen lassen: Witzchen übers Atmen zu machen, während andere Menschen gerade ersticken, ist schon echt ein new Level of Arschloch".

Patientenschützer kritisieren Künstler-Aktion

Am Wochenende hatte auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärt, die Aktion sei nach hinten losgegangen. Kurz nach dem öffentlichen Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie hätten sich die Beteiligten "wenig einfühlsam" gezeigt, so Vorstand Eugen Brysch.

"Denn wer sich über den Corona-Schutz lustig macht, zeigt kein Mitgefühl für 80.000 Corona-Tote, ihre Angehörigen und die sorgenden Menschen."


Ärztin Carola Holzner / © Henning Kaiser (dpa)
Ärztin Carola Holzner / © Henning Kaiser ( dpa )

Screenshot Internetaktion #allesdichtmachen (dpa)
Screenshot Internetaktion #allesdichtmachen / ( dpa )
Quelle:
KNA