Wenig Aussicht auf Treffen von Putin und Selenskyj im Vatikan

Überraschender Vorschlag

In den angespannten russisch-ukrainischen Beziehungen scheint ein baldiges Treffen der Präsidenten Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj weiter unwahrscheinlich. Für Selenskyj sei der Vatikan ein geeigneter Ort für einen Dialog.

Wolodymyr Selenskyj, Papst Franziskus und Olena Selenska / © Paolo Galosi (KNA)
Wolodymyr Selenskyj, Papst Franziskus und Olena Selenska / © Paolo Galosi ( KNA )

Es gebe keine Fortschritte bei der Vorbereitung einer solchen Begegnung, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag laut der Nachrichtenagentur Tass. Die Präsidialverwaltungen in Moskau und Kiew seien im ständigen Kontakt, es gebe aber keinen konkreten ukrainischen Vorschlag.

Vatikan als Vorschlag

Selenskyj hatte in einem Zeitungsinterview gesagt, das Treffen sei notwendig, um den Krieg in der Ostukraine zu beenden und den Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden zu gehen. Der Vatikan wäre, so Selenskyj, der "ideale Ort" für solch einen Dialog. "Der Heilige Stuhl ist eine globale moralische Autorität, die immer effektiv die Rolle des Vermittlers gespielt hat, weil sie unparteiisch und zuverlässig für alle Konfliktparteien ist", so der ukrainische Präsident. Der Papst sei ein "Prophet des Friedens". Ein Mediator mit einer solchen Autorität könne das Vertrauen schaffen, das bei bisherigen Versuchen einer Einigung gefehlt habe.

Der Vatikan reagierte überrascht auf die Aussagen. Man habe "keine Kenntnis" von einem möglichen Treffen Putins und Selenskyjs innerhalb der vatikanischen Mauern, sagte Kurienkardinal Leonardo Sandri der Zeitung "La Repubblica". Der für die Ostkirchen zuständige Geistliche verwies in puncto Vermittlertätigkeit auf die bereits bestehende "Minsk-Gruppe" der OSZE. Eine "eventuelle Unterstützung" des Heiligen Stuhls könnte am ehesten in diesem Rahmen stattfinden, so Sandri.

Moskau reagiert reserviert

Der griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk zeigte sich von Selenskyjs Vorschlag überrascht. Er habe von ihm nur durch Medien erfahren und könne ihn nicht kommentieren, sagte er am Mittwoch in Kiew. Seine Kirche untersteht dem Papst.

Kremlsprecher Peskow hatte bereits am Mittwoch reserviert auf das von Selenskyj angeregte Treffen mit Putin reagiert. Papst Franziskus hatte sich erst kürzlich besorgt über die Entwicklung in der Ostukraine geäußert. Beim Mittagsgebet vor rund zwei Wochen mahnte er die Konfliktparteien eindringlich, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.

Selenskyj hatte die Oberhäupter der beiden orthodoxen Kirchen seines Landes sowie Schewtschuk am Mittwoch zu einem Gespräch getroffen. Bei seinem Treffen mit Metropolit Onufrij (Berezowskij) von der ukrainischen orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Epifanij (Dumenko) von der orthodoxen Kirche der Ukraine und dem Großerzbischof ging es nach Angaben des Pro-Oriente-Informationsdienstes (Donnerstag) auch um den Konflikt in der Ostukraine. Präsident Selenskyj bat die Kirchenführer, alles zu tun, damit es in dort wieder zu einem echten Waffenstillstand komme.

Uneinigkeiten

Selenskyj hatte Putin den Donbass in der Ostukraine als Ort für ein gemeinsames Treffen vorgeschlagen. Putin zeigte sich grundsätzlich offen dafür, seinen ukrainischen Amtskollegen in Moskau zu empfangen.

Ein großes russisches Militärmanöver an der Grenze zur Ostukraine hatte in Kiew in den vergangenen Wochen Ängste vor einer Militäroperation geschürt. 2014 annektierte Russland die ukrainische Halbinsel Krim. Zudem half es militanten Separatisten, den Donbass unter ihre Kontrolle zu bringen und damit Kiew zu entreißen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Ausbruch des Konflikts in der Ostukraine mehr als 13.000 Menschen getötet worden.


Wladimir Putin, Präsident von Russland / © Alexei Nikolsky (dpa)
Wladimir Putin, Präsident von Russland / © Alexei Nikolsky ( dpa )
Quelle:
KNA