Im niederrheinischen Kevelaer ist am Samstag die zweite Wallfahrtssaison unter Bedingungen der Corona-Pandemie eröffnet worden. In der Marienbasilika blieben deshalb viele Plätze frei: Lediglich 150 statt 1.000 Gläubige nahmen an der Zeremonie teil, die live im Radio, Fernsehen und im Internet übertragen wurde.
Ordner achteten auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln. Auch auf dem Kapellenplatz versammelten sich nur wenige Menschen. Die Wallfahrtsleitung zeigte sich aber zuversichtlich, dass bis zum Ende der Wallfahrtssaison am 1. November wieder mehr Pilger in den Ort nahe der niederländischen Grenze kommen werden.
Pilgerpforte mit drei Hammerschlägen geöffnet
Auch im benachbarten Xanten-Marienbaum wurde am Samstag die Wallfahrt eröffnet. Der Abt der Prämonstratenserabtei Hamborn, Prälat Albert Thomas Dölken, öffnete vor Beginn des Gottesdienstes in Kevelaer die große Pilgerpforte mit drei Hammerschlägen und den in den Sprachen Deutsch, Latein und Niederländisch gesprochenen Worten "Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser".
Der Rektor der Kevelaer Wallfahrt, Pfarrer Gregor Kauling, sagte mit Blick auf das diesjährige Motto "Atme in uns, Heiliger Geist", die Gläubigen könnten in Kevelaer Glaube und Hoffnung sowie Hilfe bei Trauer und Angst finden. Die offenen Kirchentüren sollten helfen, "Atem schöpfen zu können".
Rainer Killich, Generalsekretär der Wallfahrt, blickte zuversichtlich auf die kommenden Monate. "Wir denken, dass sich die allgemeine Situation in Richtung der Sommerferien entspannt, das wird sich dann auch auf das Wallfahrtsgeschehen auswirken", erklärte er. Insbesondere für August und September hätten sich wieder größere Gruppen angemeldet.
Ohne Gruppenprozessionen
Wie im vergangenen Jahr werde die Wallfahrtsleitung immer auf die jeweils geltenden Regeln und Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung reagieren, sagte Killich. Aktuell seien zwar keine Gruppenprozessionen möglich, die Kirchen seien aber offen, so dass Einzelpilger zu den Gottesdiensten kommen oder eine Kerze anzünden könnten.
In der Basilika soll es tägliche Gottesdienste geben. Kevelaer ist wegen Marienerscheinungen in den Jahren 1641/1642 Wallfahrtsort. Normalerweise pilgern jedes Jahr mehr als 800.000 Menschen in die Stadt im Kreis Kleve, um zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" zu beten.
Wallfahrtsort seit dem 15. Jahrhundert
Im vergangenen Jahr kamen wegen Corona etwa zwei Drittel weniger Pilger. In Xanten-Marienbaum, das seit dem 15. Jahrhundert Wallfahrtsort ist und jährlich von knapp 15.000 Pilgern aufgesucht wird, bezog Weihbischof Rolf Lohmann im Eröffnungsgottesdienst das Motto "Atme in uns, Heiliger Geist" auch auf die Klima-Debatte.
"Wenn es hier keinen Wandel gibt, wie er ja sogar vom Bundesverfassungsgericht eingefordert wird, wird es mit dem Lebensatem in der Schöpfung Gottes immer problematischer", warnte der Regionalbischof und mahnte zu einer drastischen Verringerung des CO2-Ausstoßes.