Verstorbene Haustiere als Grabbeigabe

Zusammen bis in alle Ewigkeit

Auf einem Friedhof in Essen ist es nun möglich: Bei 60 Urnengräbern ist zugelassen, dass Tierasche dem Grab beigegeben werden darf. Dort muss niemand mehr versuchen, heimlich das Haustier beizusetzen.

Symbolbild Friedhof für Mensch und Tier / © Jörg Loeffke (KNA)
Symbolbild Friedhof für Mensch und Tier / © Jörg Loeffke ( KNA )

DOMRADIO.DE: Bei Ihnen auf dem Matthäusfriedhof in Essen-Borbeck können Verstorbene ihre Haustiere mit ins Grab nehmen. Gibt es dafür tatsächlich eine Nachfrage?

Kai Pleuser (Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Borbeck-Vogelheim): Das kann man noch nicht so genau sagen. Es gibt weder wissenschaftliche Untersuchungen dazu, noch gibt es so viele Angebote in der Richtung, dass man da die Nachfrage gut ablesen könnte. Aber es gibt eben Anhaltspunkte. Wir haben bei uns in der Gemeinde jemanden in der Friedhofsverwaltung, der sehr nah an den Menschen dran ist und hin und wieder mal gefragt wird, ob das möglich wäre, dass der Hund oder die Katze mit ins Grab kann.

In der Regel wird die Frage nicht vertieft, weil das bisher gar nicht im Bereich des Möglichen war. Dann gibt es aber immer wieder Fälle, davon können viele Friedhofsverwaltung berichten, bei denen in einer Nacht- und Nebelaktion Tiere auf dem Friedhof in irgendeinem Grab eingebuddelt werden. Das ist auch bei uns in der Gemeinde vor einiger Zeit passiert. Das zeigt, dass das den Menschen ein Anliegen ist. Ein inneres Bedürfnis, die Verbindung oder die Beziehung zu dem Tier auch zu zeigen und dort, wo den Menschen gedacht wird, eben dieser Beziehung auch zu gedenken.

DOMRADIO.DE: Jetzt wird es also demnächst ganz legal. Erzählen Sie uns, wie so eine Mensch-Tier-Bestattung abläuft?

Pleuser: Genau genommen ist es keine Mensch-Tier-Bestattung in dem Sinne, dass da auch ein Tier im christlichen Sinne bestattet wird. Der Friedhof ist ein Ort des Gedenkens. Da gedenkt man eben des Verstorbenen. Zum Leben eines Verstorbenen kann eben auch ein Tier gehören. Das sind ja oft ganz tiefe emotionale Bindungen. Denken Sie an einen Blindenhund oder wenn ein Mensch am Ende seines Lebens sehr einsam war und Begleitung durch ein Tier hatte. Das gehört zum Leben dazu und daran wollen wir auch auf dem Friedhof erinnern. Deshalb wollen wir diese Grabbeigabe ermöglichen.

DOMRADIO.DE: Es gibt aber auch Leute, die sagen, dass so doch religiöse Inhalte auf Tiere übertragen werden und das nicht sein dürfe. Was sagen Sie diesen Menschen?

Pleuser: Ich glaube, man muss das differenziert betrachten. So ein Tier ist im christlichen Sinne Geschöpf Gottes. Wenn Mensch und Tier gut harmonieren, dann ist das auch ein schönes Beispiel für das Zusammenspiel in Gottes Schöpfung. Aber wenn es um die christliche Bestattung geht, dann geht es darum, an die Zusage Gottes an den Menschen zu erinnern, dass es mit dem Tod nicht vorbei ist. Die Auferstehungshoffnung spielt eine große Rolle. An der Stelle wollen wir die Dinge nicht vermischen und nicht den Eindruck erwecken, als würde das für Tiere und Menschen in gleicher Weise gelten. Da machen wir dann Unterschiede.

DOMRADIO.DE: Könnten Sie sich für sich selbst auch vorstellen, mit einem Haustier beigesetzt zu werden?

Pleuser: Grundsätzlich kann ich mir das vorstellen. Wir hatten auch mal eine Katze in der Familie, aber die Bindung war jetzt nicht so eng, dass das jetzt für mich die oberste Priorität hätte. Also ich würde dann an andere Dinge denken, die in meinem Leben wichtig gewesen sind. Darum finde ich das für mich nicht so vordringlich, dass die Katze mit in mein Grab gelegt würde. Aber ich kenne Menschen, bei denen das anders ist und das Haustier eine große Rolle spielt. Bei diesen Menschen kann ich mir das gut vorstellen, dass sie sich das wünschen. Zum Beispiel haben ich von Menschen einer Hundeschule gehört, dass sie sich das sehr gut vorstellen könnten.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR