Vor 800 Jahren kamen die Dominikaner nach Deutschland

Strahlkraft in ganz Europa

2016 haben die Dominikaner ihr 800-jähriges Bestehen gefeiert, in diesem Jahr blickt der Orden auf eine 800-jährige Präsenz in Deutschland zurück. Ein historischer Rundgang durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte.

Autor/in:
Christiane Laudage
Vertreter des Dominikanerordens im Petersdom (Archiv) / © Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Vertreter des Dominikanerordens im Petersdom (Archiv) / © Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Im Mittelalter kursierte der kleine, aber eigentlich gemeine Spruch über die Orte, wo die Orden sich bevorzugt niederließen: die Benediktiner auf den Hügeln, die Zisterzienser in den Tälern, die Franziskaner in den Städten und die Dominikaner in den berühmten Städten. Köln war so eine Stadt. Am 30. Mai 1221 schickte der Ordensgründer Brüder aus, um Klöster zu gründen - auch in Köln. Neben Friesach in Kärnten war die Stadt am Rhein die älteste Ordensniederlassung des Predigerordens - so die ursprüngliche Bezeichnung - im deutschsprachigen Raum.

Dominikaner und Franziskaner kamen nach Köln

1221 war überhaupt ein gutes Jahr für die Seelsorge in Köln, denn neben den Dominikanern kamen auch die Franziskaner dorthin. Beide Orden brachten neue Impulse durch die Pastoralreform des 4.
Laterankonzils (1215) in die brachliegende Seelsorge für die Menschen ein. Sie sollten durch Wort und Vorbild (verbum et exemplum) wirken, vor allem ordentlich predigen. Mit Erfolg - innerhalb von kurzer Zeit gelang beiden Orden die Integration in die städtische Gesellschaft. Nicht nur in Köln, denn beide Gemeinschaften haben in diesen Jahrzehnten in Deutschland und Europa Klöster errichtet.

In Köln jedenfalls baute der Predigerorden Kloster und Kirche in der Stolkgasse. Es hieß zuerst Dominikanerkloster St. Magdalena. Den Namen Heilig Kreuz, unter dem das Kloster heute bekannt ist, bekam es erst 1248, als der Gelehrte Albertus Magnus nach Köln kam. Im Gepäck hatte er eine Reliquie des Heiligen Kreuzes, ein Geschenk von König Ludwig IX..

Grundstein für den Kölner Dom 1248

1248 hat für die Kölner noch eine weitere besondere Bedeutung, denn in diesem Jahr wurde auch der Grundstein für den gotischen Dom gelegt. Während der Kölner Dom mit seinem Schrein der Heiligen Drei Könige die Pilger anzog, kam der gelehrte Nachwuchs des Dominikanerordens aus einem anderen Grund nach Köln: Dort hatte Albertus Magnus ein studium generale errichtet, wo nach dem Pariser Vorbild philosophische und theologische Fächer unterrichtet wurden. Es war eine Art Universität für den Orden, aus dem 1388 die Kölner Universität hervorging.

Das studium generale in Köln war eine der vier Ordenshochschulen in Europa neben Montpellier, Bologna und Oxford - alles Orte, deren Bildungseinrichtungen Tradition und einen hohen Ruf hatten. Einer der Schüler des Albertus Magnus in Köln war der junge Thomas von Aquin, der zu den größten Gelehrten des Mittelalters zählt.

Im 14. Jahrhundert war die Kölner Dominikanerschule mit Meister Eckhardt und dessen Schülern Heinrich Seuse und Johannes Tauler ein Zentrum der mittelalterlichen deutschen Mystik. Diese sollte später Martin Luther stark beeinflussen - eine besondere Ironie der Geschichte, da die Kölner Universität Luther früh verurteilte und seine Bücher verbrennen ließ.

Rosenkranzbruderschaft gegründet

Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts sorgten die Kölner Dominikaner mehrfach überregional für Aufsehen. Der Prior des Kölner Konvents, Jakob Sprenger, gründete 1475 eine Rosenkranzbruderschaft, die sich in kürzester Zeit in ganz Deutschland verbreitete. Man betete den Rosenkranz und bekam Ablässe dafür - mit dem Konzept konnte zu der Zeit nichts schief gehen. Kaiser Friedrich III. und sein Sohn Maximilian I. ließen sich bei ihrem Aufenthalt in der Stadt selbstverständlich als erste Mitglieder in das Bruderschaftsbuch eintragen. Ein weiteres Bruderschaftsbuch wurde in Augsburg geführt. 

Im heutigen Kölner Dominikanerkloster St. Andreas wird das berühmte Bild der Schutzmantelmadonna verwahrt, das die Gründung der Rosenkranzbruderschaft und die beteiligten Hauptpersonen zeigt.

Sprenger steht als Mitautor neben dem Schlettstädter Dominikaner Heinrich Institoris (auch Heinrich Krämer) auf dem Titelblatt des 1486 veröffentlichten Hexenhammers, deswegen ist sein Name nicht komplett in Vergessenheit geraten. Es wird aber diskutiert, ob Sprenger wirklich an dem Werk mitgearbeitet hat oder ob sich nicht vielmehr Heinrich Institoris dessen guten Ruf aneignen wollte und einfach den Namen dazu gesetzt hat. Der Hexenhammer - ein Handbuch für die Verfolgung und Vernichtung von "Hexen" - entfaltete seine mörderische Wirkung dann im frühneuzeitlichen Europa.

"Dunkelmännerbriefe"

Was dem Kölner Kloster zusetzte, waren die sogenannten Dunkelmännerbriefe, die 1516 anonym erschienen. Die Dominikaner wurden in dieser Satire als dumm und ewiggestrig vorgeführt. Vor allem der Prior Jakob van Hoogstraten kam darin schlecht weg. Er gehörte wenig später zu den Kritikern Luthers, gegen den er und der gegen ihn lautstark Stellung nahm. Das Kölner Kloster und die Universität gehörten von Anfang an zu den Gegnern des Reformators.

Das berühmte Kloster Heilig Kreuz brannte 1659 komplett ab, wurde aber neu errichtet. 1799 wurde das Kloster von der französischen Militärverwaltung geschlossen, knapp 100 Jahre später wurde es abgerissen und an dieser Stelle das Hauptpostamt errichtet. Die Dominikaner kamen zu dieser Zeit wieder nach Köln. 1947 übernahmen sie die Seelsorge an der romanischen Kirche St. Andreas, in deren Krypta die Gebeine von Albertus Magnus verwahrt werden. Papst Johannes Paul II. kam zum 700. Todestag des Gelehrten nach Köln.

 

Quelle:
KNA