Gedenktag der Katharina von Siena

Patronin Europas

Viele Ordensleute waren ihren Zeitgenossen und späteren Generationen eine Inspiration für den Glauben. In diesem Jahr übersetzen wir das Denken berühmter Dominikaner in die heutige Zeit. Im April ist Katharina von Siena im Fokus.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Statue mit dem Bildnis der Katharina von Siena / © Sergei Afanasev (shutterstock)
Statue mit dem Bildnis der Katharina von Siena / © Sergei Afanasev ( shutterstock )

Am 29. April feiert ganz Europa eine besondere Dominikanerin: Die Rede ist von Katharina von Siena, die Patronin Europas ist - gemeinsam mit Benedikt von Nursia, Cyrill und Methodius sowie Birgitta von Schweden und Teresia Benedicta vom Kreuz.

Katharina kam schon früh mit dem Dominikanerorden in Kontakt, wollte jedoch keine Nonne werden, die in strenger Klausur lebt. Stattdessen wurde sie Mantellatin, eine Schwester von der Buße des heiligen Dominikus, und hatte so die Möglichkeit, zu den Menschen zu gehen.

Das war ihre große Begabung und ihr Charisma: Sie war bewegt von Gott und suchte deswegen die Nähe zu den Menschen.

Nur Gott gegenüber verpflichtet

Auch wenn die Heilige nicht sehr gebildet war und erst spät das Schreiben lernte, wurde sie doch von den Menschen ernst genommen, denen sie Briefe schrieb. So konnte sie zu Friedensschlüssen in Italien beitragen oder immer wieder auch Gehör beim Papst finden.

Zeit ihres Lebens ließ Katharina sich von nichts und niemandem aufhalten und war nur einem verpflichtet: Gott selber.

Die Heilige kann so auch für uns heute Inspiration und Ansporn sein, weil sie zeigt, dass es nicht darauf ankommt, wer man ist oder was man kann - sondern darauf, wofür man brennt. Sie schien eine unbändige Energie zu haben und äußerte sich zu kirchenpolitischen und gesellschaftlichen Fragen, was für eine Frau ihrer Zeit außerordentlich ungewöhnlich war. Dabei fand sie auch scharfe Worte und stand zu ihrer Meinung. So macht die Heilige Mut, für die eigene Meinung einzustehen.

Durch Hilfe eines Engels entkommen

Sie zeigt aber auch, dass es sich lohnt, hartnäckig zu sein und nicht nachzulassen, auch wenn man nicht immer im ersten Anlauf Gehör findet. Denn es gibt auch die Überlieferungen, dass Katharina wegen ihrer Engagements umgebracht werden sollte. Sie entkam jedoch durch die Hilfe eines Engels - so die Legende - unverletzt.

So setzte die Dominikanerin sich für den Frieden in den verschiedenen italienischen Staaten ein, aber sie wirkte auch auf den Papst ein, der im 14. Jahrhundert in Avignon anstatt in Rom residierte.

Katharina war zugleich eine Frau der Tat, die von der Liebe zu den Menschen bewegt war. Sie hatte einen großen Kreis von Freunden, Schwestern und Brüdern um sich, die ihr sehr am Herzen lagen.

Gleichzeitig pflegte sie Pestkranke, ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit, oder begleitete zum Tode Verurteilte zum Schafott.  Damit wird an der Heiligen deutlich: Wer für etwas brennt - und Katharina von Siena sagt über sich selber: "Mein Wesen ist Feuer" - , der ist nicht aufzuhalten und findet einen Platz, um segensreich zu wirken.

Niemand muss in die Geschichte eingehen oder sehr erfolgreich sein.

Katharina erlebte am Ende ihres Lebens, dass sie körperlich sehr krank wurde und die Reform der Kirche nicht so voranging, wie sie es gehofft hatte. Das Scheitern kann durchaus zum Leben dazu gehören und bedeutet nicht, dass alles Engagement umsonst war.

Patronin Europas

Jeder Moment und jeder Einsatz ist wichtig und kann im Augenblick sehr viel für den Nächsten bedeuten. Das große Vertrauen in Gott, das an Katharina deutlich wird, mag uns auch heute zeigen, dass Gott selber es am Ende ist, der sagen kann, ob ein Leben gelungen ist oder nicht.

Als Patronin Europas und als eine Frau, die durch Italien und Frankreich reiste, weist Katharina uns auch darauf hin, wie wertvoll und wichtig ein vereintes Europa ist. Sie setzte sich immer wieder für den Frieden zwischen verfeindeten Parteien ein.

Damit kann sie uns heute ermutigen, sich für den Frieden einzusetzen und den Gedanken eines gemeinsamen Europas stark zu machen. Das gilt besonders in Zeiten, in denen wegen der Pandemie die Reisefreiheit beschränkt ist, das erste Land endgültig aus der Europäischen Union ausgetreten ist und der Nationalismus in einzelnen Staaten Europas wächst.

Kurz gesagt: Katharina kann uns dazu inspirieren, dass auch wir uns immer wieder einsetzen für das, was uns am Herzen liegt - unabhängig davon, ob es jemand hören will oder nicht.

Dominikaner

Der Dominikanerorden gehört zu den wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche. Er ist benannt nach seinem Gründer, dem heiligen Dominikus von Caleruega (1170-1221) aus Spanien. Das Ordenskürzel OP steht für "Orden der Predigerbrüder" und beschreibt den Gründungsauftrag des frühen 13. Jahrhunderts: in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden.

Symbolbild Dominikaner / © Anneka (shutterstock)
Quelle:
KNA