Kontroversen um den Predigerinnentag halten an

Mahnzeichen prophetischer Art?

Zum zweiten Mal lädt die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands zu einem Predigerinnentag ein, der am Samstagabend in Köln beginnt. Dabei geht es nicht nur um das Wort im Gottesdienst, sondern auch um die Ämterfrage.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Die Kanzel: Häufig der Ort für die Predigt / © Uwe Aranas (shutterstock)
Die Kanzel: Häufig der Ort für die Predigt / © Uwe Aranas ( shutterstock )

Im offiziellen Heiligenkalender der katholische Kirche taucht ihr Name bislang nicht auf. Das soll sich aber ändern, zumindest für den deutschsprachigen Raum, forderte die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) bereits im vergangenen Herbst. In der orthodoxen Kirche wird am 17. Mai der Gedenktag der heiligen Junia gefeiert. Im Römerbrief wird diese zusammen mit einem Andronicus erwähnt. Paulus bezeichnet beide Personen als "angesehen unter den Aposteln". Lange Zeit wurde aus dieser Junia ein Junias. Erst in den letzten Jahren hat sich dann unter den Exegeten die Erkenntnis durchgesetzt, dass es sich wohl eher um eine Frau gehandelt hat, weshalb in der Neuauflage der Einheitsübersetzung aus Junias wieder Junia wurde.

Zum zweiten Mal ruft daher die kfd zu einem bundesweiten Predigerinnentag auf. Die Aktion, bei der zwölf Frauen an zwölf verschiedenen Orten für eine geschlechtergerechte Kirche werben, findet rund um diesen Gedenktag der heiligen Junia statt. In der Vorabendmesse der St. Elisabeth-Kirche im Kölner Stadtteil Höhenberg wird Gemeindereferentin Marianne Arndt predigen. "Ich werde natürlich über das Evangelium predigen, über die Zeugnisgabe, die Maria Magdalena bekommen hat, obwohl sie noch gar kein Zeugnisrecht in der damaligen Zeit hatte, welches Vertrauen Christus selbst ihr anheimgestellt hat", sagte Arndt gegenüber DOMRADIO.DE. Und natürlich würde sie auch die heilige Junia aufgreifen, die erst durch die historisch-kritische Exegese wieder als Frau entdeckt wurde.

Predigt in der Messe ist Glaubensunterweisung

Laut katholischem Kirchenrecht dürfen in Messfeiern ausschließlich Geistliche predigen. Das hängt damit zusammen, dass die Predigt dort als Homilie eine Glaubensunterweisung ist und durch die Amtsträger ausgeführt wird. Bei anderen Gelegenheiten wie Wortgottesdiensten und Andachten dürfen auch Laien eine Ansprache halten, "wenn das unter bestimmten Umständen notwendig oder in Einzelfällen als nützlich angeraten ist". Das tut Marianne Arndt schon seit 30 Jahren, sagt sie. "Wir haben es immer Katechese, Impuls, Zeugnisgabe genannt. Aber im Grunde genommen ist es doch das, was wir tun. Wir verkünden Gottes Wort in der Feier der Eucharistie."

Unterstützung erhält die Gemeindereferentin durch ihren Pfarrer Franz Meurer, der sogar eigens ein sechs mal vier Meter großes Transparent in der Kirche aufgehangen hat, welches Papst Franziskus zeigt, der sagt, dass Mission nicht nur etwas für Profis sei. Jeder soll sich angesprochen fühlen. "Es geht ja um das, was allen wichtig ist, nämlich Evangelisierung, Mission, den Glauben verkünden. Und da muss ein solches Mahnzeichen prophetischer Art mal möglich sein", sagt Meurer DOMRADIO.DE.

Dass die Predigt der Gemeindereferentin in der Heiligen Messe gegen geltendes Recht verstößt, ist dem Pfarrer bewusst. "Manchmal muss man das Gegenteil von dem Vorgeschriebenen tun, um den Sinn des Gesetzes in Richtung auf Gerechtigkeit zu erfüllen." Und in einer der größten Kirchenkrisen, die man sich vorstellen kann, den Frauen den Mund zu verbieten, das wäre sehr unklug, sagt Franz Meurer im Hinblick auf mögliche Konsequenzen von Seiten der Bistumsleitung.

Kirche kein Rahmen für Wünsche

Viele positive Rückmeldungen hat Marianne Arndt bislang auf die Ankündigung ihrer Predigt erhalten, darunter auch von ihrer ersten Mentorin, die sie vor fast 40 Jahren als Gemeindeassistentin begleitet hat. Allerdings, so Arndt, habe die kfd auch ein Schreiben mit mehreren Unterschriften bekommen, dass sie doch auf jeden Fall davon absehen sollen. Denn es gehöre sich nicht für Frauen, das Wort in der Eucharistiefeier zu ergreifen.

Kritisch sieht die Aktion auch Clara Steinbrecher von der Initiative Maria 1.0. Das Predigtverbot in der Eucharistiefeier gelte nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer, die keine Priester oder Diakone sind. "Die katholische Kirche ist kein Rahmen, in dem sich jeder wünschen kann, was er gerne hätte", so Steinbrecher gegenüber DOMRADIO.DE auch im Hinblick auf andere Reformbestrebungen.

Laienpredigten – von Frauen wie von Männern gleichermaßen – in Eucharistiefeiern sind ungeachtet der Vorschriften in der Tat in einigen Gemeinden schon lange üblich. Meist weht dort auch ein bestimmter Geist. Eine Diskussion, bestimmte an die Weihe gebundene Vollmachten wie die Homilie in der Heiligen Messe zu entkoppeln, beobachtet der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping auch unter Theologen. Dies könne man freilich mit der Ämterfrage für Frauen verknüpfen, aber auch davon losgelöst diskutieren.

Für die Initiatorinnen des Predigerinnentages besteht dieser Zusammenhang zwischen Predigtdienst und Ämterfrage ohne Zweifel. Für Marianne Arndt muss diese jedoch neu definiert werden. "In dieser Amtsstruktur, wie sie sich die katholische Kirche, unsere Kirche jetzt gegeben hat, ist es für mich in keiner Weise attraktiv, ein solches Amt zu übernehmen." Das Amt müsse neu verstanden werden als Macht am Dienst der Menschen. Hier setzt sie ihre Hoffnung ganz auf den Synodalen Weg.


Marianne Arndt / © Viola Kick (DR)
Marianne Arndt / © Viola Kick ( DR )

Pfarrer Franz Meurer / © Harald Oppitz (KNA)
Pfarrer Franz Meurer / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema