Die EKD habe "ohne jeden Diskussionsprozess ihr einseitig entwickeltes Konzept zur Aussetzung des Beirates und zu dessen wissenschaftlicher Evaluation beschlossen und durchgesetzt", erklärten Detlev Zander, Katharina Kracht und Henning Stein am Freitag.
Kritik von ehemaligen Mitgliedern des aufgelösten Betroffenenbeirats
Zander, Kracht und Stein gehörten dem aus zwölf Personen bestehenden Betroffenenbeirat an, der sich im vergangenen September konstituiert hatte. In den vergangenen Monaten waren fünf Mitglieder zurückgetreten. Die EKD hatte am Montag entschieden, den Beirat aufzulösen. In einer Pressemitteilung war von einer Aussetzung des Gremiums und einer Neuausrichtung der Betroffenenbeteiligung die Rede.
Zander, Kracht und Stein werfen den Verantwortlichen einen Alleingang vor. "Diese evangelische Kirche will keine Beteiligung von Betroffenen. Sie will Betroffene, die dankbar sind, an einem gemeinsamen Tisch über bereits geplante Entscheidungen informiert worden zu sein."
Der Sprecher des EKD-Beauftragtenrats, der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns, hatte am Mittwoch im Deutschlandfunk betont, der Wille, die Betroffenen an der Aufarbeitung zu beteiligen, sei ungebrochen. Mit Blick auf den Betroffenenbeirat sprach Meyns von Uneinigkeit im Rollenverständnis der Mitglieder, etwa bei der Haltung gegenüber der Kirche und der Unabhängigkeit des Beirats.
Externe Auswertung angekündigt
Zugleich räumte der Landesbischof Fehler der EKD ein, etwa beim Konzept des Beirats und der Kommunikation. Meyns kündigte eine externe Auswertung der Probleme an, im Herbst solle dann über die weitere Zusammenarbeit entschieden werden.
Das Vorgehen werfe "kein gutes Licht auf den Aufarbeitungsprozess", sagte Henning Stein am Freitag nach einer Videokonferenz mit dem Aktionsbündnis der Betroffeneninitiativen sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche. Das Bündnis solidarisierte sich bei dieser Gelegenheit mit den Forderungen von Stein und seinen Mitstreitern. "Eigentlich ist klar: es braucht eine Untersuchungskommission, eine Wahrheitskommission, die vom Parlament eingesetzt wird und die Aufarbeitung kritisch begleitet", so Stein.
Am Samstag wird die Aufarbeitung von Missbrauch auch Thema eines Podiums beim Ökumenischen Kirchentag sein. Daran nehmen unter anderen Meyns und der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, teil.