kfd wünscht sich mehr Rechte für Frauen in der Kirche

Begleitmusik für den Synodalen Weg

Zum zweiten Mal findet an diesem Montag der von der kfd initiierte Predigerinnentag am Fest der heiligen Junia statt. Auch Ulrike Göken-Huismann wird an diesem Tag auf die Kanzel steigen und verrät im Interview, warum sie das tut.

Ulrike Göken-Huismann / © Anne Orthen (kfd)
Ulrike Göken-Huismann / © Anne Orthen ( kfd )

DOMRADIO.DE: Die heilige Junia kennt kein Mensch, oder?

Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Begleiterin der kfd auf Bundesebene und Mitglied im kfd-Bundesvorstand): Naja, mittlerweile doch. Aber es ist nicht so ganz erstaunlich, dass sie nicht so gut gekannt wird. Das ist die wiederentdeckte Apostelin.

Sie war gemeinsam mit ihrem Mann Andronicus in der frühen Kirche apostolisch tätig, schon vor Paulus. Sie war gemeinsam mit Paulus im Gefängnis und er, Paulus, sagt von ihr im Römerbrief: Sie war hervorragend unter den Aposteln. Sie muss außerordentliches Engagement aufgezeigt haben.

Und dann eine Frau als Apostelin. Was nicht sein kann, das darf nicht sein, was nicht sein darf, das ist nicht. Jedenfalls wurde sie dann in der Bibel zu einem Mann gemacht. Bis 2016 haben wir in unserer Einheitsübersetzung nicht von der Apostelin Junia gelesen, sondern von dem Apostel Junias.

Die Frau war also zu einem Mann gemacht worden, und die theologische Forschung, besonders natürlich die Frauenforschung, hat in den 70er, 80er Jahren erwiesen, dass es eindeutig eine Frau ist und dass es den Männernamen Junias in der Antike überhaupt nicht gab.

Und tatsächlich steht in der Einheitsübersetzung seit 2016 und auch in der Lutherbibel seit 2017 die Apostelin Junia wieder drin.

DOMRADIO.DE: Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Apostelin auch zumindest Teil ihrer Predigt sein wird?

Göken-Huismann: Ja klar, weil es ihr Fest ist. Also wir feiern das Fest der Apostelin Junia und zu ihren Ehren machen wir ja auch diesen Predigerinnentag, weil sie ja auch als Apostelin gepredigt hat, verkündigt hat, getauft hat, Gemeinden geleitet hat, ist sie uns natürlich ein Stück Vorbild.

An ihr lesen wir ab, wie wir uns eigentlich auch die Kirche wünschen: gleichberechtigt auch Ämter für Frauen. Und natürlich kommt die Junia in meiner Predigt vor. Ich lege die Tageslesung aus der Apostelgeschichte aus. Daran kann man wunderbar aufzeigen, wie auch Junia apostolisch tätig war und was das für unsere Kirche heute bedeuten könnte.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie da predigen, dann werden sie im Rahmen der Eucharistiefeier auch ein besonderes Gewand tragen, nämlich so eines wie Pater Dominik Kitta, mit dem Sie sich die Stelle als Geistliche Begleiterin teilen. Wie sieht das aus und welche Bedeutung hat es?

Göken-Huismann: Pater Dominik und ich teilen uns ja die Stelle und wir teilen uns auch das geistliche Amt in der kfd auf Bundesebene. Um das deutlich zu machen, dass wir das als partnerschaftliches Modell verstehen, als Modell, das vielleicht auch für andere Stellen in unserer Zukunft beispielgebend sein könnte, haben wir uns vor einigen Jahren von den Benediktinerinnen in Mariendonk Gewänder anfertigen lassen.

Pater Dominik hat das Messgewand aus einem besonderen beigefarbenen Stoff. Und ich habe mein liturgisches Gewand aus dem gleichen Stoff. Pater Dominik hat dann eine Stola in den Farben der kfd. Ich habe so einen sogenannten Loopschal in genau den gleichen Farben.

Wenn wir nebeneinander stehen, kann man erkennen, dass wir beiden irgendwie zusammengehören und wir beide füllen dieses Amt der geistlichen Leitung in der kfd zusammen aus.

DOMRADIO.DE: Jetzt sind Sie ja Theologin und die Amtskirche möchte nicht, dass Frauen predigen. Inwieweit bekommen Sie für Ihre Aktion jetzt eigentlich Gegenwind?

Göken-Huismann: Es gibt diesen Paragrafen im Kirchenrecht, dass die Homilie, die Predigt in der Eucharistiefeier, dem geweihten Amtsträger vorbehalten ist. Ich selber arbeite ja für die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, bin bei der kfd angestellt. Ich habe keinerlei Repressalien zu befürchten.

Wir merken schon jetzt im Vorfeld, dass konservative Stimmen laut werden. Aber wir glauben nicht, dass eine der predigenden Frauen etwas zu befürchten hat. Denn eigentlich geht es ja darum, den Verantwortlichen der Kirche mit dieser Aktion zu zeigen, auf welchen Reichtum sie eigentlich verzichten, dieser Reichtum an Begabungen, der bei den Frauen da ist.

Ich habe etliche der Predigten jetzt schon im Vorfeld gelesen. Jede ist anders, jede ist beeindruckend. Jede Frau hat unendlich viel zu sagen, jede legt die Texte auf ihre Weise aus. Und wie schade ist das eigentlich, dass wir darauf verzichten. Wie schön wäre es, wenn wir regelmäßig im Wechsel Frauen und Männer sonntags hören könnten.

DOMRADIO.DE: Haben einige Frauen, die Montag predigen werden, auch Ängste und gibt es daher den Versuch, das nicht so sehr an die große Glocke zu hängen?

Göken-Huismann: Alle Frauen, mit denen ich in den letzten Wochen Kontakt hatte, alle anderen elf sagen, dass sie das auf jeden Fall machen, dass es ihnen so wichtig und eine Ehre ist, dabei zu sein. Wenn ich mit Frauen spreche, die letztes Jahr mitgemacht haben, die sind nach wie vor stolz dazuzugehören.

Also Ängste erlebe ich eigentlich nicht, eher, dass sie sich von dieser gemeinsamen Aktion getragen fühlen. Jede von uns weiß ja, dass sie das nicht allein macht. Es tun ja etliche andere mit ihr.

DOMRADIO.DE: In Deutschland gibt es zur Zeit eine ganze Reihe an Forderungen nach Reformen wie die Zulassung der Frau zu Weihe, dann Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, Abbau von Priesterhierarchien. Ist das vielleicht auch alles ein bisschen viel auf einmal?

Göken-Huismann: Das empfinde ich so nicht. Ich empfinde unsere Aktionen eigentlich auch als Begleitmusik zum Synodalen Weg, bei dem ja auch alle diese Themen dran sind. Ich glaube, dass Veränderungen notwendig sind. Ich weiß nicht, ob wir die alleine durch den Synodalen Weg erreichen können.

Manchmal hoffe ich - ehrlich gesagt - auch auf ein drittes Konzil, wo für die Weltkirche die Dinge nochmal in Ruhe angeguckt werden können, weil bestimmte Dinge ja auch nur für die Weltkirche entschieden werden können. Aber zu viel ist das eigentlich nicht.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR
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