Pastoraltheologe fordert von Kirche mehr Mut zum Anderssein

Viel zu viel Ängstlichkeit

Der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold hat sich kritisch zum in der katholischen Kirche in Deutschland laufenden Reformprozess Synodaler Weg geäußert. Dessen Strategie bestehe zu sehr in der "Anpassung ans weltliche Denken".

Mappen mit dem Logo "Der Synodale Weg" / © Andreas Oertzen (KNA)
Mappen mit dem Logo "Der Synodale Weg" / © Andreas Oertzen ( KNA )

Das sagte Wollbold der in Würzburg erscheinenden Wochenzeitung "Die Tagespost". Doch um attraktiv zu sein, brauche es den Mut zum Anderssein, zum Vordenken, zur kreativen Minderheit. "Das muss dann aber auch intelligent, witzig und kommunikativ vorgetragen werden."

Selbstbewusstsein sowie der Glauben daran nötig

Vor allem sei Selbstbewusstsein sowie der Glauben daran nötig, "dass wir die kostbare Perle in Händen halten. Wir allein!" Stattdessen herrsche viel zu viel Ängstlichkeit, befand der Theologe.

Andreas Wollbold, Professor für Pastoraltheologie an der Universität München / © Regina M. Frey (KNA)
Andreas Wollbold, Professor für Pastoraltheologie an der Universität München / © Regina M. Frey ( KNA )

Fast betulich wird seiner Ansicht nach wieder und wieder Loyalität gegenüber dem beteuert, was heute so "in" sei. Dabei seien gerade die katholischen Alleinstellungsmerkmale wie Zölibat, Nein zum Frauenpriestertum und treue Ehe von Mann und Frau Pfunde, mit denen zu wuchern sei: "Zölibat als Heilmittel gegen die Überbewertung der Sexualität, männliches Priestertum als Ausweg aus der Gleichmacherei der Geschlechter und Mann-Frau-Kinder als Zukunftssicherung gegen die globale Überalterung."

Volkskirche mit neuer Tiefe und Kraft schaffen

In der Gesellschaft gebe es den Trend, Andersdenkende zu diffamieren, gab Wollbold zu bedenken. "Man setzt sich nicht mit Argumenten auseinander, sondern setzt bloß dagegen: Wir sind mehr." Das werde dann auch von der Kirche übernommen. Der Zeitgeist sei der Heilige Geist. Wer nicht auf ihn höre, werde als nicht diskussionswürdig abgetan - "selbst wenn dieser Jemand die Glaubenskongregation ist".

Das Geschick der Kirche liege in Gottes Hand, so Wollbold, "und da können wir uns auf eine Menge Überraschungen gefasst machen". Es gehe jetzt um die Selbstevangelisierung und darum, eine Volkskirche mit neuer Tiefe und Kraft zu schaffen.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
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