Zahl der Single-Haushalte steigt bis zum Jahr 2040 weiter

Raumforscher fordern neue Wohnformen

Während die Bevölkerungszahl in Deutschland bis zum Jahr 2040 leicht sinkt, nimmt die Zahl der Haushalte weiter zu. Besonders deutlich ist der Anstieg der Singlehaushalte. Das hat auch gesellschaftliche Folgen.

Autor/in:
Christoph Arens
Single-Frau in einer Wohnung / © Mariia Korneeva (shutterstock)
Single-Frau in einer Wohnung / © Mariia Korneeva ( shutterstock )

Seit Jahren steigt der Anteil der Einpersonenhaushalte in Deutschland. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahrzehnten weiter fortsetzen wird und der erhebliche Auswirkungen auf die Wohnungs- und Bauwirtschaft, die Infrastruktur und die Raumplanung hat. Aber auch für die Qualität des Zusammenlebens.

Das jedenfalls betonte der Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Markus Eltges, in der am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Prognose für die Entwicklung der Haushalte in Deutschland.

Kampf gegen Einsamkeit

Der Bericht erinnert daran, dass die britische Regierung 2018 den Kampf gegen die Einsamkeit auf die politische Tagesordnung gehoben hatte - ein Zeichen für den Willen, der "traurigen Realität des modernen Lebens" eine politische Strategie entgegenzusetzen.

"Dass Einsamkeit und Haushaltsgröße zwei korrelierende Größen sind, dürfte auf der Hand liegen", schreiben die beiden Autoren Jana Hoymann und Claus Schlömer in ihrer Studie. Haushaltsgrößen seien nicht nur eine zentrale Basis für den Infrastrukturbedarf, sondern veränderte Zusammensetzungen erforderten auch neue Formen des Wohnens. Es gehe auch um die qualitativen Bedürfnisse nach Gemeinschaft, Altersgerechtigkeit und einem guten Wohnumfeld.

Zahl der Single-Haushalte wird weiter ansteigen

Für den Zeitraum bis 2040 rechnet das Bundesinstitut damit, dass die Zahl der Single-Haushalte in Deutschland weiter ansteigt - trotz leicht sinkender Gesamtbevölkerung. Bis zum Jahr 2040 werde die Zahl kleiner Haushalte mit ein oder zwei Personen in Deutschland um 3,8 Prozent auf 33 Millionen zunehmen, heißt es. Demgegenüber sinkt die Zahl großer Haushalte mit drei und mehr Personen deutlich um 6,4 Prozent auf 9,6 Millionen.

Schon jetzt ist der Einpersonenhaushalt mit Abstand die häufigste Haushaltsform in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt betrug der Anteil von Einpersonenhaushalten im Jahr 2019 rund 42 Prozent (17,6 Millionen Haushalte). Der Anteil wird sich den BBSR-Berechnungen zufolge auf rund 44 Prozent im Jahr 2040 erhöhen.

In den Stadtstaaten wird dann mehr als jeder zweite Haushalt (52 Prozent) von Alleinlebenden bewohnt. Die durchschnittliche Haushaltsgröße sinkt von 1,99 Personen im Jahr 2017 auf 1,94 Personen im Jahr 2040.

Wer bildet kleine Haushalte?

Vor allem junge Altersgruppen und Senioren bilden kleine Haushalte: junge Menschen nach dem Auszug aus dem Elternhaus, ältere Menschen nach dem Auszug der Kinder und/oder dem Tod des Partners. In einem geringeren Maße kommen kleinere Haushalte allerdings auch in anderen Altersgruppen vor und zeigen die wachsende Pluralität von Lebensstilen, etwa durch kinderlose Paare oder Alleinerziehende.

Eltges sagte dazu, der Anstieg bei kleinen Haushalten verändere die Wohnungsnachfrage und das -angebot. "Wir brauchen viele kleinere Wohnungen für ein und zwei Personen." Tatsächlich wird bei Neubauten jedoch in der Regel großzügiger geplant, so dass die Pro-Kopf-Wohnflächen auch im Neubau steigen. Um sie zu verringern, sind künftig auch neue Wohnformen und Wohntypologien gefragt, die beispielsweise individuelles Wohnen mit Gemeinschaftsflächen kombinieren, so die Raumforscher.

Immer mehr ältere Menschen alleine lebend

Insbesondere werden laut Prognose immer mehr ältere Menschen alleine leben. Die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen in Neubau und Bestand dürfte weiter steigen. Die Wohnungsbestände sind darauf derzeit noch nicht ausgelegt. Nur 2 Prozent aller Wohnungen in Deutschland waren im Jahr 2018 barrierefrei.

Die Zunahme der Singlehaushalte Älterer wird künftig auch die Nachfrage nach haushaltsnahen Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen erhöhen. Digitale Lösungen können das Leben in den eigenen vier Wänden erleichtern. Zugleich braucht es laut Bundesinstitut mehr soziale Angebote und starke Netzwerke in der Nachbarschaft, um den alleinlebenden Menschen ein Angebot gegen die Vereinsamung zu unterbreiten. Das gilt in Stadt und Land.


Quelle:
KNA