Antisemitismusbeauftragter kritisiert Anti-Baerbock-Kampagne

"Fatale antijüdische Stereotype"

Der Berliner Antisemitismusbeauftragte hat die Kampagne der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft gegen die Grünen-Politikerin Annalena Baerbock kritisiert. Es sei fatal, dass die Initiative mit antijüdischen Stereotypen arbeite. 

Annalena Baerbock wird Kanzlerkandidatin der Grünen / © Kay Nietfeld (dpa)
Annalena Baerbock wird Kanzlerkandidatin der Grünen / © Kay Nietfeld ( dpa )

"Wahlkampf ist Wahlkampf, keine Frage - aber auch und besonders in Zeiten, in denen politisch hart gestritten wird, sind Assoziationsketten, die antisemitische Anspielungen in Kauf nehmen, fatal", sagte der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn am Samstag in Berlin. "Die Moses-Analogie, die Referenz auf die strenge Gesetzesreligion, der Terminus 'Staatsreligion' - all das weckt antijüdische Stereotype in der Metaphorik, die in der politischen Debatte - bei jeder inhaltliche Differenz - fatal sind", kommentierte Salzborn die Kampagne der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).

Große Anzeige gegen Baerbock geschaltet

Die INSM hatte in den Freitagsausgaben überregionaler Tageszeitungen eine große Anzeige geschaltet, in der Baerbock als Mosefigur mit zwei Steintafeln dargestellt wird, auf denen zehn Gebote stehen. Überschrieben ist die Anzeige mit dem Slogan "Wir brauchen keine Staatsreligion". Die Lobbyorganisation INSM wird nach eigenen Angaben von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände distanzierte sich von der Kampagne.

Mose ist eine der wichtigsten Figuren der jüdischen Religion. Die fünf Bücher Mose erzählen die Geschichte des jüdischen Volkes und bilden die Tora. Sie sind der zentrale Bestandteil der jüdischen Bibel. Die Zehn Gebote sind das erste umfassend formulierte Sittengesetz in der Geschichte der Menschheit, das sich auf eine als ewig gesetzte Norm gründet. Nach biblischer Überlieferung nimmt Mose sie am Berg Sinai direkt von Gott entgegen 

 

Samuel Salzborn, Ansprechpartner zu Antisemitismus des Landes Berlin, spricht bei einer Pressekonferenz / © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild (dpa)
Samuel Salzborn, Ansprechpartner zu Antisemitismus des Landes Berlin, spricht bei einer Pressekonferenz / © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild ( dpa )
Quelle:
epd
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