DOMRADIO.DE: Sie schauen seit Tagen auf das Infektionsgeschehen. Denn davon hängt ab, in welchem Rahmen der Bistumstag an diesem Sonntag stattfinden kann. Geplant waren ein Festgottesdienst und anschließendes Festprogramm am Dresdner Elbufer. Was dürfen Sie jetzt davon machen?
Bischof Heinrich Timmerevers (Bischof von Dresden-Meißen): Wir dürften jetzt viel mehr machen als für Sonntag geplant ist. Aber wir mussten ja schon im Grunde im Februar die Weichen für das Jubiläum stellen. Und da mussten wir die große Veranstaltung an den Elbwiesen leider absagen. Aber dafür haben wir jetzt einen Gottesdienst in der Kathedrale. Über Zoom sind uns dann die 35 Gemeinden zugeschaltet. Wir werden sie also wahrnehmen können im Gottesdienst und die Gemeinden werden vor Ort sein.
Wir feiern also dezentral und digital, sodass wir dann doch auf einer ganz anderen, vor einem Jahr noch nicht vorstellbaren Weise über das ganze Bistum miteinander verbunden sind und einen Gottesdienst feiern können. Und für die Gottesdienstbesucher, die in der Kathedrale sind, wird es dann hinterher vielleicht doch vor der Kathedrale einen kleinen Empfang geben. Das ist es dann leider. Die Gemeinden werden dann jeweils vor Ort miteinander feiern können.
DOMRADIO.DE: Flächenmäßig ist Ihr Bistum nicht besonders klein, aber es hat den geringsten Anteil an Katholiken. Nur rund drei Prozent sind katholisch. Wie beeinflusst das das Kirchen- und Gemeindeleben? Franst das aus oder halten die Christen in der Diaspora besonders gut zusammen?
Timmerevers: Also, hier habe ich gerade wahrgenommen, dass die Christen in der Diaspora sehr zusammenhalten. Das ist natürlich auch ein Teil der Geschichte. Man war immer eine kleine Gruppe und das hat sehr dazu geführt, auch dann natürlich in den Zeiten der Bedrängnisse, dass man sehr zusammengehalten hat, familiär miteinander unterwegs war, miteinander vertraut war. Das hat das Gemeindeleben geprägt und davon ist auch heute noch etwas zu spüren. Ich glaube, die Gläubigen kommen sich nicht klein vor, sondern sie kommen sich eher auch in der Diaspora stark vor. Und sie sind auch stark.
DOMRADIO.DE: Sie sind 2016 Bischof von Dresden-Meißen geworden, Sie kamen aus dem Westen, haben lange in und rund um Münster gelebt. Wie sehr mussten Sie sich umgewöhnen? Was war der größte Unterschied für Sie in der Diasporakirche?
Timmerevers: Natürlich leben wir in kleineren Rahmen und bescheidenen Bedingungen. Da ist ein Vergleich mit den westdeutschen Bistümer gar nicht vorstellbar und gar nicht möglich. Aber ich habe das nicht als einen Mangel erlebt, sondern ich habe das eher als Gewinn erlebt. Es gibt ein ganz starkes Engagement in unseren Gemeinden und viele starke Zeugnisse eines gelebten Glaubens. Ich finde, das ist sehr ermutigend, sehr froh machend und irgendwie auch überzeugend.
DOMRADIO.DE: Das Motto des Jubiläums heißt "100 gute Gründe". Können Sie uns einige dieser Gründe nennen?
Timmerevers: Da würde ich Ihnen jetzt sagen, ich sage Ihnen nur meinen Grund (lacht). Wenn Sie mal auf die Homepage unseres Bistum schauen, da werden Sie viele bewegende Zeugnisse finden von jungen Menschen, von Menschen, die auch über Jahre hin hier ihr Christsein gelebt und bezeugt haben.
Also, für mich ist der Grund, warum ich hier bin und Christ bin: ich habe in der Kirche Jesus Christus geschenkt bekommen und bekomme ihn immer wieder geschenkt im Wort und Sakrament, aber auch in der Gemeinschaft, in der Versammlung. Das ist für mich der stärkste Grund, auf dem ich stehe und warum ich heute Christ bin.
DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich am meisten am kommenden Wochenende beim Bistumsjubiläum?
Timmerevers: Also, der Gottesdienst auch in dieser dezentralen, digitalen Weise ist für uns ein absolutes Novum. Das hat es so auch noch nicht gegeben. Und dass wir das im Zusammenwirken mit dem MDR machen und feiern können, das empfinde ich als ein großes Geschenk und irgendwie auch spannend, weil wir wissen noch nicht: Wie wird es denn sein? Wie wird das gehen? Ich bin da ganz zuversichtlich. Auf diesen Gottesdienst mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, darauf freue ich mich sehr.
Das Interview führte Tobias Fricke.