DOMRADIO.DE: Warum kostet es denn ab Herbst fünf Euro Eintritt, wenn man den Salzburger Dom besichtigen möchte?
Hermann Signitzer (Referat für Tourismus- und Freizeitpastoral der Erzdiözese Salzburg): Da gibt es mehrere Gründe. Zuerst nahm der Tourismus bis 2020 sehr stark zu. Salzburg war einer der wenigen Orte weltweit, an dem die sogenannte "Overtourism Debatte" (Übertourismus, Anm. d. Red.) einen Höhepunkt erlangte. Es kamen einfach sehr viele Busgruppen, sehr viele Tagesgäste aus den Gebirgsregionen.
DOMRADIO.DE: Das heißt der Dom quoll über. Kann man das so sagen?
Signitzer: Genau. Und das brachte nicht nur die Getreidegasse oder die Festung an die Grenzen, sondern auch unseren Dom. Warum letztendlich diese Entscheidung gefallen ist, liegt auch an folgendem Grund: Der Dom war nicht mehr als Kirche, als Gotteshaus, als Haus der Einkehr spürbar und erlebbar. Da begann dann kirchenintern schon 2017/2018 eine intensive Diskussion.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie möchten mit dem Eintrittspreis die Besucherströme steuern und reduzieren?
Signitzer: Ja, es ist ein Mittel der Besucherlenkung. Wir haben auch gemessen, dass es bei manchen Besucherinnen und Besuchern eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von unter zwei Minuten gibt. Das war intern ein Argument, dass der Dom zu kostbar und zu schön für so einen kurzen Besuch sei.
Es gibt einen gewissen Anspruch an Ruhe und Gelassenheit im Dom. Die eineinhalb Minuten, zwei Minuten, die passen nicht dazu. Darum kommt dieser Eintritt, dieser Erhaltungsbeitrag als ein Mittel zustande, dies zu lenken. So kommen fast nur noch Besucher, die diesen Dom in seiner ganzen Pracht und in seiner ganzen Funktion als Andachtsraum wahrnehmen wollen.
DOMRADIO.DE: Ein Gegenargument, gerade von Katholiken, könnte lauten, den Dom ohne Eintritt besichtigen zu wollen.
Signitzer: Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Es ist auch im Bundesland Salzburg und in der Erzdiözese diskutiert worden. Wir haben jetzt schon gesagt, dass der Dom ein Ort des Gebetes ist. Wenn diese primäre Nutzung "Ort des Gebetes" gegeben ist, wollen wir den Dom weiterhin kostenlos zugänglich machen. Das heißt, wenn man unserem Empfangspersonal versichert oder betont, dass man dieses Haus zum Beten aufsuchen möchte, dann werden Sie kostenfrei eingelassen.
DOMRADIO.DE: Das heißt, man braucht im Grunde eine Zauberformel, wenn man mit seiner Familie kommt, bei der man sagt "Wir möchten beten". Dann ist es in Ordnung. Ansonsten müsste man 20 Euro bezahlen?
Signitzer: Kinder unter 18 Jahren werden keinen Erhaltungsbeitrag zu entrichten haben. Diese fünf Euro Erhaltungsbeitrag richten sich nur an Erwachsene.
DOMRADIO.DE: Der Eintrittspreis ist Teil eines Maßnahmenpakets, das zum Ziel haben soll, dass die Menschen begeistert aus dem Dom herauskommen. Welche Maßnahmen werden denn dafür ergriffen?
Signitzer: Wir wollen jetzt stark in das Thema Führungen und Vermittlung investieren. Es ist auf jeden Fall ein Audioguide in Form von drei Besuchserlebnis-Touren vorhanden. Dann gibt es eine kurze Tour für Eilige, die wird 15 Minuten dauern und eine Audioguide-Tour für Kinder. Es wird Spezialführungen geben und es wird, wenn man dieses Gerät nicht ausleihen möchte, eine App geben, die man ganz einfach auf das Smartphone downloaden kann. Diese Inhalte werden dann kostenlos sein.
Das ist dann nicht nur ein großes Paket mit sehr hohen Kosten, sondern mit diesen fünf Euro hat man die Vermittlung auf einer App sozusagen mit gekauft.
Das Interview führte Tobias Fricke.