Quizshows sind angesagt: Wer ein großes Wissen besitzt, der kann es bis zum Millionär bringen.
Ob man sich nun Fragen stellen lässt, die man mit Alltagswissen sowieso nicht beantworten kann oder gar das Duell mit dem selbsternannten "Quizgott" aufnimmt: An solchen Sendungen kommt im Fernsehen jedenfalls niemand mehr vorbei. Sie unterhalten und locken ein Publikum vor die Mattscheibe, das manchmal selbst Gefallen daran findet, mitzuraten und so das eigene Wissen zu testen.
"Für wen halten die Menschen den Menschensohn?"
Es ist wohl eher eine ziemlich schlechte Quizshow, von der uns das Matthäusevangelium in seinem sechzehnten Kapitel berichtet: Jesus kommt mit seinen Jüngern ganz in den Norden des Heiligen Landes, nach Cäsarea Philippi. Und dort stellt er ihnen eine entscheidende Frage: "Für wen halten die Menschen den Menschensohn?"
Doch Jesus interessiert nicht nur, was die Anderen über ihn sagen, er verschärft diese Frage noch: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Antwortmöglichkeiten, unter denen man auswählen kann, gibt es keine.
Es ist eine offene Frage, die eine offene Antwort fordert. Auch ein Joker, den man hinzuziehen oder anrufen könnte, ist nicht vorgesehen.
Es ist Simon Petrus, der als Sprecher des Jüngerkreises hervortritt: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" Das ist seine Antwort auf Jesu Frage - aber mehr noch: Es ist ein Bekenntnis, das eigentlich alles über Jesus aussagt. Er ist Gottes Sohn, er ist Christus, er ist der verheißene Messias.
Doch treten wir noch einmal einen Schritt zurück. Denn die Frage Jesu hat es in sich! "Wer bin ich? Wer bin ich für dich?" Hier geht es nicht darum, Meinungen zu sammeln: "Mein Nachbar sagt, du bist für sein Leben nicht wichtig." Oder: "In der Zeitung steht dieses und jenes über dich." Jesus spricht uns ganz persönlich an.
Und er will unsere Antwort. Er will hören, was er für uns ist, was er für unser Leben bedeutet. Vielleicht ist es gut, sich seine Frage immer einmal wieder zu stellen. Denn oft nehmen wir vieles als selbstverständlich: Wir beten, wir feiern miteinander Gottesdienst, wir hören auf sein Wort. Und dabei sprechen wir viele Bekenntnisse, die andere Menschen formuliert haben. Aber Jesus stellt seine Frage an uns, an uns persönlich: "Wer bin ich für dich?" Hierauf gibt es keine vorgefertigten Antworten. Hier müssen wir unser eigenes Bekenntnis formulieren.
Die Kirche feiert Petrus und Paulus
Am 29. Juni feiert die Kirche zwei Menschen, die Jesu Frage in herausragender Weise beantwortet haben. Es ist das Fest der Apostel Petrus und Paulus. Wer Jesus für Petrus ist, das überliefert uns das Matthäusevangelium wortwörtlich. Auch Paulus hat sich der Frage Jesu gestellt. Wer ist Jesus für ihn? Die Antwort darauf findet sich in seinen Missionsreisen und seinen Briefen: Jesus ist die Wende seines Lebens, und er ist der Grund, auf dem Paulus steht. Sein ganzes Leben stellt Paulus in den Dienst des Evangeliums, er geht in dieser Aufgabe so sehr auf, dass er sogar formulieren kann: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,20).
In Quizshows gibt es richtige und falsche Antworten, es gibt Gewinner und Verlierer. Wenn Jesus uns fragt, wer er für uns ist, dann gibt es nur richtige Antworten. Das eigene Zeugnis ist nie falsch. Es ist nie das Bekenntnis eines anderen, weil die Begegnung mit Jesus etwas sehr Intimes, sehr Persönliches ist. Weil sie das eigene Leben angeht und uns selbst in die Verantwortung ruft.
An den Beispielen von vielen heiligen Menschen können wir lernen, wie eine Antwort auf Jesu Frage aussehen kann. Dennoch: Wir sollten sie nicht kopieren, weil unser eigenes Leben nie ein billiger Abklatsch von einem anderen ist. Wir leben hier und heute, und Christus ruft uns in diesem unserem Alltag. Und wenn wir uns von ihm fragen lassen, wer er für uns ist, dann gibt es am Ende nur Gewinner. Weil jeder schon gewonnen hat, wenn Christus in sein Leben tritt. Denn er will uns reich beschenken mit seiner Liebe und mit seinem Leben an allen Tagen bis zum Ende dieser Welt.