Weiterhin erhalten internationale Hilfswerke nach der Flutkatastrophe in West- und Süddeutschland Solidaritätsadressen aus aller Welt. Die Anteilnahme sei überwältigend, sagte der Geschäftsführer des Entwicklungshilfswerks Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, am Donnerstag in Aachen. "Sie zeigt uns, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist."
Zuvor hatten bereits die Hilfswerke missio und "Kirche in Not" von großer Anteilnahme aus Partnerländern berichtet. Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) in Wuppertal teilte mit, dass sie Spenden in Höhe von 20.000 Euro aus VEM-Mitgliedskirchen in afrikanischen Ländern erhalten habe, darunter der Kongo, Ruanda und Kamerun.
Die Katastrophe zeigt nach Worten Bröckelmann-Simons, "wie schnell man alles verlieren kann, selbst in einem vermeintlich sicheren Land wie Deutschland." Im globalen Süden kommt es schon seit längerer Zeit dazu, dass Menschen ihre Heimat aufgrund von Umweltkatastrophen verlieren oder verlassen müssen. Besonders viele Klimaflüchtlinge gibt es etwa auf Papua-Neuguinea.
Von dort erreichte Misereor demnach eine Nachricht der katholischen Diözese von Wabag: "Wir sind sehr traurig, vom Tod der unschuldigen Menschen aufgrund dieser Katastrophe zu hören. Möge der liebe Gott Sie beschützen, Sie leiten und führen." Auch der Lateinamerikanische Bischofsrat drückte sein Mitgefühl aus, wie es hieß.
Rabbiner: Flut mahnt zu verantwortlichem Handeln von Menschen
Die Flutkatastrophe mahnt nach den Worten von Rabbiner Jehoschua Ahrens die Menschen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und entsprechend zu handeln. Es stellten sich Fragen wie: "Was sind unsere Prioritäten? Wofür möchten wir als Gesellschaft unseren Wohlstand nutzen? Wie schaffen wir ein nachhaltiges Leben im Einklang mit der Natur?", schreibt Ahrens in der "Jüdischen Allgemeinen" am Donnerstag. Der orthodoxe Rabbiner ist demnach derzeit als Notfallseelsorger in Rheinland-Pfalz im Einsatz.
Er sprach von einer dramatischen Lage. Es gebe stets Unsicherheiten im Leben. "Die Gesellschaft muss sich damit auseinandersetzen, aber gemeinsam und solidarisch können wir solche Krisen meistern", so das Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD). "Wir müssen Gesellschaften aufbauen, die sozial und ökologisch nachhaltig sind, in denen Menschen Verantwortung füreinander übernehmen." Zugleich müsse die Umwelt geschützt und dafür gesorgt werden, dass auch nachfolgende Generationen eine lebenswerte Welt vorfänden. "Dafür gilt es jetzt die Weichen zu stellen."
In derselben Ausgabe berichtet auch der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hagen, Hagay Feldheim, von den Hochwasserschäden an der dortigen Synagoge, den Aufräumarbeiten sowie den Helfern und Angeboten zur Unterstützung. "Es wurde niemand evakuiert oder verletzt." Die Gemeindemitglieder blickten mit großer Sorge auf die Situation und hätten ein großes Bedürfnis, mitzuhelfen. "Diese Katastrophe geht uns allen sehr unter die Haut."
Erzbistum Berlin ruft zu Sonderkollekte auf
Nach anderen Bistümern hat auch das Erzbistum Berlin seine Kirchengemeinden zu einer Sonderkollekte für die Hochwasseropfer am Sonntag aufgerufen. Die Bistumsleitung habe bereits Kontakt mit der Diözese Trier aufgenommen, in dem Ahrweiler und weitere der am stärksten betroffenen Orte liegen, teilte der Ständige Vertreter des Generalvikars, Prälat Stefan Dybowski, am Donnerstag mit. Die Diözese Trier hat zusammen mit der Caritas einen Hilfsfonds aufgelegt.
Ruhrbischof Overbeck schreibt Hochwasser-Opfern
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat sich in einem Brief an die Menschen im Lennetal rund um Altena, Werdohl und Plettenberg gewandt.
Neben allen, die Opfer dieser Flutkatastrophe geworden sind, gilt meine Anteilnahme insbesondere den Familien und Freunden der Toten, Verletzten und Vermissten, deren Schicksal noch unklar ist, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben. Darunter seien auch Einsatzkräfte, die unter enormen persönlichen Risiken alles Menschenmögliche getan hätten.
Ich kann mir kaum vorstellen, was viele von Ihnen in diesen lebensbedrohlichen Stunden durchmachen und erleiden mussten, schreibt Overbeck. Wo es zu massiven Überflutungen gekommen sei – so auch in Teilen von Essen und Mülheim – stünden zahlreiche Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz und fragten sich, wie es jetzt weitergehen solle. Er hoffe sehr, dass das Erlebte auf gute Art verarbeitet werden könne.
Mut und Hoffnung machen die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die tatkräftig anpacken, so Overbeck. Gelebte Solidarität sei das gemeinsame Fundament gerade in Not- und Krisensituationen.
Die Beseitigung der Flutschäden nannte Overbeck eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der auch Christen Verantwortung übernähmen.
Erzbistum Hamburg ruft zu Spenden auf
Auch das Erzbistum Hamburg sammelt Spenden für die Flutopfer in der Region Ahrweiler. "Die betroffenen Menschen brauchen dringend unsere Hilfe", schreibt Generalvikar Ansgar Thim in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an die katholischen Gemeinden in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein. Jeder Cent gehe an die Sankt-Laurentius-Stiftung Ahrweiler. Sie unterstütze hilfebedürftige Menschen und Familien vor Ort mit Lebensmitteln, Kleidung und Unterkünften.
Darüber hinaus würden mit den Mitteln der Stiftung in den nächsten Monaten die massiven Hochwasserschäden gerade im Innenraum der Sankt-Laurentius-Kirche in Ahrweiler behoben, hieß es. Gottesdienste könnten in dieser Kirche, deren aufwendige und langwierige Sanierung erst kurz vor dem Hochwasser abgeschlossen worden sei, auf absehbare Zeit nicht mehr stattfinden.
" Flutkatastrophe im Südwesten Deutschlands hat auch die Menschen hier im Norden tief erschüttert und berührt", schreibt Thim weiter. Aus dem Erzbistum Hamburg bringe sich der Malteser Hilfsdienst vor Ort ein.