Marx mahnt Lernprozesse in Gesellschaft und Kirche an

"Das Evangelium ernst nehmen"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat angesichts der Flutkatastrophe Lernprozesse zur Prävention künftiger Katastrophen angemahnt. Dabei zog er am Samstag im Liebfrauendom auch eine Parallele zur Kirche.

Kardinal Reinhard Marx / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

Für sie sei es wichtig, "die Augen aufzuhalten, das Herz wachzuhalten, das Evangelium ernst zu nehmen", um zu erkennen, "was jetzt wirklich getan werden muss und welche Dinge und Verhaltensweisen nicht wirksam sind".

Zweites Vatikanisches Konzil ermöglichte "Lernende Kirche"

Das Ermöglichen von Veränderung sei oft "ein schmerzhafter, mühsamer Weg", weil dabei auch "Entscheidungen gefällt werden, die vielleicht nicht allen gefallen", so der Kardinal weiter. Zu schnell werde deshalb, wenn die Bilder der Katastrophen vorübergezogen seien, "der Weg in die alten Bahnen gegangen". Marx predigte aus Anlass des 45. Todestages des früheren Münchner Kardinals Julius Döpfner.

In der Kirche sei die Notwendigkeit des Lernens im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) auf den Punkt gebracht worden. Davor habe die Kirche in ihrem Selbstverständnis "gemeint, sie ist die Lehrerin". Das Konzil hat laut Marx die Vorstellung einer "lernenden Kirche" verdeutlicht: "Sie lernt auch aus der Geschichte, den Krisen, den Irrtümern, den Sünden." Döpfner war einer der vier Moderatoren des Konzils. "Wir können ihn nicht verstehen ohne dieses Konzil und diesen Lernweg, den er selbst beschritten hat." Der Kardinal sei daher ein "guter Wegbegleiter" mit Blick auf den Pfad, "der nicht zu Ende ist, den wir weiter beschreiten".

Geduld auch für Synodalen Weg wichtig

Die Fähigkeit zu Geduld und dazu, "Schwierigkeiten auszuhalten", sei auch bei einem Synodalen Weg der ganzen Kirche nötig, zu dem Papst Franziskus aufgerufen habe, betonte Marx. Dabei könne "niemand einfach seine Meinung durchsetzen", sondern es gelte, "das zu finden, was uns der Geist Gottes in dieser Zeitstunde sagen will" und dies "in der Bereitschaft zu lernen und nicht stehen zu bleiben".

Der am 26. August 1913 im unterfränkischen Hausen bei Bad Kissingen geborene Döpfner war zunächst Bischof von Würzburg, später wechselte er nach Berlin, bevor er nach München kam. Von 1965 an bis zu seinem Tod war Döpfner Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Nach dem Konzil stand er auch als Präsident der Würzburger Synode (1971-1975) vor.


Quelle:
KNA