Das bisherige Kontingent von 3.000 sei nicht ausreichend, schrieb Erzbischof Mark Coleridge, Vorsitzender der Bischofskonferenz, in einem Brief an Premierminister Scott Morrison. "Es ist unsere moralische Pflicht, zu denen zu stehen, die die australischen Streitkräfte als Dolmetscher oder in anderen Funktionen unterstützt haben und die wahrscheinlich Repressalien und sogar den Tod für ihre Arbeit erleiden werden", schrieb Coleridge laut einer auf der Webseite der Bischofskonferenz veröffentlichten Erklärung.
Petition für großzügige Aufnahme von Flüchtlingen
Auch andere Afghanen, die wegen ihres Widerstands gegen die Taliban oder aufgrund ihres Glaubens, ihrer Werte und ihrer Lebensweise befürchten müssten, verfolgt oder getötet zu werden, benötigten Zuflucht, so Coleridge weiter, "einschließlich Mitgliedern der christlichen Gemeinschaft". Für Frauen bestehe ein besonderes Risiko; Australien müsse sich für ihre Würde und Menschenrechte einsetzen. Die katholischen Einrichtungen seien bereit, die Regierung bei der Umsiedlung afghanischer Flüchtlinge zu unterstützen.
Bereits am Donnerstag hatten kirchliche Institutionen in einer von mehr 300 Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen unterzeichneten Petition von der Regierung die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan gefordert. Laut australischen Medienberichten vom Freitag wurden bisher mit zwei Flügen der Luftwaffe insgesamt 162 Australier und Afghanen aus Kabul evakuiert.
Mehr als 26.000 Soldaten entsandt
Australien fährt seit langem eine sehr restriktive Asyl- und Flüchtlingspolitik. Bootsflüchtlinge, darunter auch Afghanen, wurden in Lagern in südpazifischen Inselstaaten interniert und selbst bei einem positiven Asylbescheid auf Lebenszeit von der Einreise nach Australien ausgeschlossen.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York wurden insgesamt mehr als 26.000 australische Soldaten nach Afghanistan entsandt, um gemeinsam mit den USA und alliierten Streitkräften gegen die Taliban, Al-Kaida und andere islamistische Gruppen zu kämpfen.