Das sagte der Jesuit am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Am Montag erscheint im Stuttgarter Patmos-Verlag sein Buch "Wie hat Jesus Eucharistie gewollt?". Der Professor für Bibelwissenschaft an der Jesuitenhochschule in Frankfurt Sankt Georgen betonte, die Mahlfeier verdanke ihre Gestalt jüdischen und hellenistischen Traditionen.
Das erkläre, warum die Eucharistiefeier sehr früh vielfältig gefeiert worden sei. Es sei"problematisch, dieses Mahl dogmatisch als absolut singulär zu überhöhen". Auch die katholische Dogmatik komme nicht am wissenschaftlichen Befund vorbei, dass es eine Vielfalt gegeben habe, die sich nicht harmonisieren lasse.
"Einen Liturgen gab es damals nicht"
Die Frage nach der Leitung der frühen Eucharistiefeiern ist nach seiner Erkenntnis offen. Das bedeute, dass die Kirche "die Freiheit habe, weiter zu denken und ihre Lehre zu entwickeln". Früher sei die Verkündigung, die Predigt, beim Mahl viel wichtiger als die Frage gewesen, wer der Feier vorstehe.
Das Amt eines Liturgen habe es im frühen Christentum nicht gegeben. Der "eigentliche Gastgeber" des Mahls sei ohnehin der auferstandene Christus. In der Frage der Form gibt es laut Wucherpfennig "keine eindeutige Antwort", weil Jesus "niemandem Vorgaben diktiert" habe.
Um Wucherpfennig hatte es Anfang 2018 bundesweit Schlagzeilen gegeben. Damals war er für eine dritte Amtszeit als Rektor in Sankt Georgen gewählt worden; der Vatikan erteilte ihm aber zunächst nicht die Zustimmung in Form der Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil obstat") - was auf massive Kritik stieß. Wucherpfennig äußerte sich wiederholt kritisch zum Umgang seiner Kirche mit Frauen und Homosexuellen.