Steigende Anzahl von Bootsmigranten auf Lampedusa

Verzweiflung nimmt zu

Die Zahl der angelandeten Bootsmigranten auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa steigt immer weiter. Laut Behördenangaben wurden am Samstag fast 800 weitere Personen registriert. Der Bürgermeister kritisiert fehlende Hilfe.

Flüchtlinge auf Lampedusa / © Filip Singer (dpa)
Flüchtlinge auf Lampedusa / © Filip Singer ( dpa )

Allein 539 wurden von der italienischen Küstenwache aus einem manövrierunfähigen Fischerboot gerettet. Unter ihnen befanden sich drei Frauen und ein Kind. Örtlichen Medienberichten von Sonntag zufolge ist das Auffanglager der Insel mit rund 1.500 Insassen völlig überfüllt. Die reguläre Kapazität beträgt 250.

"Wieder einmal bereiten wir uns darauf vor, die Last der humanitären Aufnahme allein zu schultern", klagte Lampedusas Bürgermeister Salvatore Martello. Nello Musumeci, Präsident der Region Sizilien, zu der auch Lampedusa gehört, hatte sowohl der italienischen Regierung als auch der EU bereits zu Monatsbeginn Versagen vorgeworfen.

Es komme zu immer mehr Anlandungen. Und niemand sei in der Lage, diesen "kriminellen Menschenhandel" zu unterbinden. Sizilien sei die südliche Grenze eines Kontinents, der lieber wegschaue, während die Verzweiflung in Afrika zunehme, so Musumeci. So könne es nicht weitergehen.

Zahlreiche Migranten ertrinken

Viele Migranten versuchen derzeit, von Afrika aus mit seeuntüchtigen Booten in die EU zu gelangen. Mehr als 1.000 sind dabei in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf der zentralen Mittelmeerroute ertrunken.

Nach einer aktuellen Zählung des Innenministeriums in Rom gelangten seit Anfang Januar rund 38.000 Migranten über das Mittelmeer nach Italien. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es weniger als 18.000. Viele Ankömmlinge in diesem Jahr sind laut dem Ministerium tunesische Staatsbürger (28 Prozent), relativ hoch sei auch der Anteil der Personen aus Bangladesch (13 Prozent).

Rettungsschiff "Sea-Eye 4" wieder unterwegs

Unterdessen ist das private Rettungsschiff «Sea-Eye 4» am Wochenende nach seiner Freigabe durch die italienischen Behörden wieder zu einer Mission im Mittelmeer aufgebrochen. "Wir sind sehr froh, denn wir werden dringend im Einsatzgebiet gebraucht", erklärte die Betreiberorganisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg.

Nach einem ersten Einsatz Ende Mai war die "Sea-Eye 4" monatelang im Hafen von Palermo festgehalten worden. Kontrolleure bemängelten unter anderem die Zertifizierung und erklärten Abwasser- und Abfallentsorgungskapazitäten für unzureichend. Trotz rechtlicher Einwände sei man den Behördenforderungen letztlich nachgekommen und habe einen 20 Punkte umfassenden Mängelkatalog abgearbeitet, erklärte Sea-Eye.


Juli 2013 Papst Franziskus auf Lampedusa (dpa)
Juli 2013 Papst Franziskus auf Lampedusa / ( dpa )
Quelle:
KNA
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