Mittlerweile werden schon Favela-"Safaris" für Touristen angeboten, in Jeeps fahren sie zum Beispiel in Rocinha die steilen Hänge hoch und fotografieren die für sie andere Welt. Nach einer Erhebung gibt es über 760 dieser Armenviertel mit 1,4 Millionen Einwohnern in Rio - das entspricht über 20 Prozent der Bevölkerung.
Entstanden sind sie seit Ende des 19. Jahrhunderts, als es in Rio noch viele Kaffee- und Obstplantagen gab. Arbeiter aus dem schwarz geprägten Norden kamen nach Rio, um sich für die Großgrundbesitzer zu verdingen, sie siedelten sich in armen Hütten an den Berghängen an.
Lange als Hort der Gewalt verschrieen, kam es seit 2008 durch "Befriedungseinheiten" der Polizei (UPP) und eine bessere Wasser- und Stromversorgung zu einer schrittweisen Beruhigung - allerdings beklagt Amnesty eine hohe Todeszahl durch Polizeieinsätze in Favelas.
Favelas wie Vidigal und Babilonia gelten heute bei Rucksacktouristen als hip, Hostels und Bars haben geöffnet. Hier ist Rio pur zu finden, laute Musik, Leben. Ein bekannter Favela-Fan ist Hamburgs früherer Innensenator Ronald Schill, der nach 570 Treppenstufen hoch oben in Pavão-Pavãozinho wohnt. Bewohner haben dort einen Garten angelegt, wo man einen der schönsten Blicke auf Copacabana und Zuckerhut hat.
Aber nimmt man den falschen Weg zurück, sieht man sich plötzlich mit einer Pistole konfrontiert, weil man die Kreise von Drogenverkäufern stört. Berüchtigt ist im Norden Rios der Complexo do Alemão, nicht befriedet und überall Gebäude, die mit Einschusslöchern übersät sind. (dpa/Stand 17.08.16)