Christliches Istanbul

Blick auf die Hagia Sophia in Istanbul / © AlexAnton (shutterstock)
Blick auf die Hagia Sophia in Istanbul / © AlexAnton ( shutterstock )

Istanbul ist heute weitestgehend vom Islam geprägt. Zeugen uralter christlicher Tradition finden sich jedoch auf Schritt und Tritt: von Konstantinopel, der Stadt der frühchristlichen Konzilien, in denen um Glaubensbekenntnisse gerungen und Schismen besiegelt wurden; von Byzanz, der Stadt des oströmischen Kaisertums, der letzten christlichen Verteidigungsschlacht von 1453, der Stadt der Hagia Sophia, über ein Jahrtausend bedeutendste Kirche der Christenheit.

Noch bis ins 20. Jahrhundert stellten die Christen auf dem Gebiet der heutigen Türkei eine bedeutende Minderheit von etwa 30 Prozent der Bevölkerung; in Istanbul lebten sogar mehrheitlich Nicht-Muslime.

Durch das Armenier-Massaker während des Ersten Weltkriegs, den griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch im Zuge des Vertrags von Lausanne 1923 und eine für Christen über Jahrzehnte ungünstige Religionspolitik sank ihre Zahl auf landesweit heute nur noch etwas mehr als schätzungsweise 200.000. Genaue Zahlen sind schwer zu erheben, denn offiziell werden nur drei religiöse Minderheiten anerkannt: die griechisch-orthodoxe Kirche, die armenisch-orthodoxe Kirche und das Judentum. Alle Einwohner, die nicht einer dieser Kirchen angehören, werden vom Staat als Muslime erfasst.

Wie viele Kirchen es in der Türkei gibt, ist schwer zu schätzen. Offizielle und aktuelle Angaben gibt es nicht. Die Zahl der Moscheen ist dagegen bis ins Detail bekannt: Laut der türkischen Religionsbehörde Diyanet gibt es 86.762 Moscheen (Stand 2016), allein in Istanbul stehen mehr als 3.000 davon, einige sollen umgewidmete Kirchen sein. Kein Land der Welt zählt so viele Moscheen.

(kna/domradio.de, 22.12.2016)