Das Vaterunser ist das wichtigste Gebet der Christen. Jesus selbst soll es die Jünger zu beten gelehrt haben. In den Evangelien des Matthäus (6,9-13) und des Lukas (11,4) ist es im Neuen Testament überliefert. Wahrscheinlich ist, dass Jesus seine Jünger das Gebet auf Aramäisch oder auch auf Hebräisch lehrte. Sein Wortlaut lässt sich jedoch nicht genau rekonstruieren.
Im Dezember 2017 löste Papst Franziskus eine Debatte aus, indem er sich für eine Änderung des Vaterunsers aussprach. Er warb dafür, den Passus "Und führe uns nicht in Versuchung" neu zu übersetzen. Die bisherige Formulierung ist jedoch nah am griechischen Ur-Text der Evangelien. Der Papst störte sich daran vor allem aus theologischen Gründen. Satan, nicht aber Gott, führe in Versuchung, argumentierte das Oberhaupt der Katholiken.
Anlass für die Auseinandersetzung mit dem Text des Vaterunsers bot ihm die geänderte französische Übersetzung. In allen katholischen Gottesdiensten in Frankreich wird seit dem ersten Advent 2017 gebetet: "Und lass uns nicht in die Versuchung eintreten". Auch der Dachverband der protestantischen Kirchen Frankreichs empfiehlt für Gottesdienste diese geänderte Fassung.
In Deutschland hingegen sprechen sich Katholiken wie Protestanten gegen eine Änderung des Textes aus. Sowohl die katholische Deutsche Bischofskonferenz als auch die Evangelische Kirche in Deutschland halten an der gängigen Fassung fest. (epd)