Die Springprozession in Echternach ist eine Wallfahrt zu Ehren des heiligen Missionsbischofs Willibrord (658-739), der im 7. Jahrhundert das Kloster in Echternach gründete. Die Prozession am Dienstag nach Pfingsten ist ein wichtiger Bestandteil der nationalen, religiösen und kulturellen Identität Luxemburgs. Sie führt Springer, Beter, Geistliche und Musikgruppen zu einer polkaartigen Melodie durch die Stadt und endet am Grab Willibrords in der Krypta der Echternacher Basilika.
Die Unesco erkannte die Springprozession 2010 als immaterielles Kulturerbe an. Die Forschungen über die Anfänge der Prozession sind noch nicht abgeschlossen. Die ältesten Quellen zur Prozession reichen bis ins Mittelalter zurück. Das Springen basiert mutmaßlich auf einer zunächst heidnischen sakralen Tanzform, die im frühen Mittelalter nachträglich christianisiert wurde. Die Springprozession wird immer wieder mit einer Sprungvorschrift von drei Schritten vor und einem oder zwei Schritten zurück verbunden. Zeitweise sollen Teilnehmer auch seitwärts gehüpft sein. In der Vergangenheit stand die Springprozession deshalb auch sinnbildlich für eine umständliche Art der Vorwärtsbewegung. Historische belastbare Quellen dazu fehlen, Historiker gehen vielmehr von einem Klischee aus. Sicher ist: Seit 1947 wird ausschließlich nach vorne gesprungen.
Der Heilige Willibrord wird als Helfer der Eingeketteten, Gelähmten und Epileptiker angesehen. Das Springen bei der Prozession wurde als Ausdruck körperlicher Freude und Dankbarkeit sowie als Buße gedeutet. Seit der Aufklärung wurde die Prozession mehrere Male verboten. (KNA)