Frère Roger Schutz (1915-2005) war Gründer und Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé. Mit seiner charismatischen Ausstrahlung war der gebürtige Schweizer eine der großen religiösen Persönlichkeiten der Gegenwart. Immer wieder rief er zur Versöhnung der getrennten Kirchen auf. Wie wenige andere hat Frère Roger sein Leben der Ökumene verschrieben. Dabei setzte er besonders auf die jungen Christen. Im August 2005 wurde er von einer offenbar geistesgestörten Frau aus Rumänien beim Abendgebet erstochen. Seit Beginn der 1940er Jahre entwickelte der reformierte Theologe in Taizé, einem kleinen südburgundischen Dorf in der Nähe von Cluny, ein neues Modell des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Konfessionen. Seit Jahrzehnten pilgern jährlich Hunderttausende junge Leute aus ganz Europa dorthin. Jeweils zum Jahreswechsel kommen zudem Zehntausende zu "Europäischen Taize-Treffen" in einer jeweils anderen Stadt zusammen. Nach vierjährigem Theologiestudium in Lausanne und Straßburg hatte sich Roger Louis Schutz-Marsauche, so sein voller Name, 1940 in Taizé niedergelassen; 1949 legten die ersten sieben Brüder Gelübde ab. Heute gehören gut 100 Brüder der Gemeinschaft an; mehr als ein Drittel von ihnen ist katholisch. Für sein "Werk der Versöhnung" erhielt Frère Roger zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Templeton-Preis, der als eine Art "Nobelpreis der Religionen" gilt, sowie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen (1989) und den Unesco-Preis für Friedenserziehung. Fast jedes Jahr wurde Frère Roger von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) in Privataudienz empfangen. Der damalige Kardinaldekan Joseph Ratzinger, den das Konklave kurz darauf zum Papst Benedikt XVI. wählte, reichte dem Protestanten Frère Roger im April bei der Beisetzungsfeier für Johannes Paul II. die Kommunion; das erregte weltweit Aufsehen. (KNA)
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