Erwin Kräutler (80), aus Österreich stammender Bischof in der brasilianischen Amazonasregion, gehört zu den bekanntesten Bischöfen Lateinamerikas. Von 1981 bis 2015 leitete er die riesige Amazonas-Diözese Xingu. Als Bischof setzt er sich für die Rechte von Ureinwohnern, Kleinbauern und Landlosen sowie für den Schutz des Regenwaldes ein. Öffentlich prangert er politische und soziale Missstände an. 2010 erhielt er dafür den Alternativen Nobelpreis. Zudem wirkte er als Mitautor an der Umweltenzyklika "Laudato si" (2015) von Papst Franziskus mit.
Sein Engagement brachte Kräutler wiederholt ins Visier von Wirtschaftsbossen und Landräubern. So sah er sich Verleumdungen, Einschüchterungen und sogar Morddrohungen ausgesetzt; er steht regelmäßig unter Polizeischutz. Mehrere Mitarbeiter Kräutlers wurden ermordet, so auch die US-Ordensfrau und Umweltaktivistin Dorothy Stang 2005.
Kräutler, am 12. Juli 1939 im vorarlbergischen Kobach geboren, ging 1965 zunächst als Missionar an den Xingu-Fluss in Amazonien. Seit 1981 leitet er, als Nachfolger seines Onkels Erich Kräutler, das gleichnamige Amazonas-Bistum. Mit rund 340.000 Quadratkilometern ist Xingu die flächenmäßig größte Diözese des Landes. Wegen der geringen Bevölkerungsdichte trägt es aber offiziell nur den Titel einer Territorialprälatur.
1983 wurde Kräutler international bekannt, als er bei einer Solidaritätsaktion mit Arbeitern verhaftet und verhört wurde. Im gleichen Jahr wurde er Präsident des Indianermissionsrates CIMI der Brasilianischen Bischofskonferenz. Dieses Amt übte er bis 1991 und wieder seit 2006 aus.
1987 setzte sich Kräutler bei der Verfassunggebenden Versammlung Brasiliens erfolgreich für die Verankerung der Rechte der Ureinwohner ein. Kurz darauf wurde er bei einem mysteriösen Autounfall schwer verletzt. International ist der Bischof ein gefragter Experte für Menschenrechte, Umweltschutz und Indio-Rechte in Brasilien. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen. (KNA, 18.2.20)