"Eckiger Tisch": Missbrauchstext von Benedikt XVI. unbrauchbar

 (DR)

Der Sprecher der Opfer-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, hält den Aufsatz des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zur Missbrauchskrise in der katholischen Kirche für einen "entlarvenden Text". Die Analyse gehe "völlig an der Sache vorbei", weshalb man sie "jetzt aber auch nicht zu wichtig nehmen sollte", sagte Katsch am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk.

Das ehemalige Kirchenoberhaupt blende die "strukturellen Ursachen für die Übergriffe" aus. "Stattdessen ist am Ende der Teufel Schuld dafür, dass das Böse in die Kirche eingedrungen ist", sagte Katsch. Das sei eine "vormoderne Sicht, die aber zur Lösung des Problems nichts beiträgt". Eigene Fehler und die "Verantwortung der Institution" Kirche benenne Benedikt XVI. nicht. Dafür mache er die Generation der 68er und deren liberale Lebenshaltung für den Missbrauch hinter Kirchenmauern verantwortlich.

Am Donnerstag hatten mehrere Medien einen Aufsatz von Benedikt XVI. mit dem Titel "Die Kirche und der Skandal des sexuellen Missbrauchs" publiziert. Darin sieht der emeritierte Papst den Verfall der kirchlichen Morallehre und die zunehmende Gottlosigkeit in Kirche und Gesellschaft als Hauptursachen der Missbrauchskrise. (KNA / 11.04.2019)