Das Pontifikat von Papst Benedikt XVI.

Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt (KNA)
Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt / ( KNA )

"Professor Papst" nannte man ihn: weil seine Ansprachen vor der UNO, im Berliner Reichstag oder im britischen Parlament anspruchsvoll wie Vorlesungen waren. Seine Brillanz veranlasste den Kölner Kardinal Josef Frings, den gerade 35-Jährigen zu seinem Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zu machen. Dem Abschnitt als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) folgte seine jahrzehntelange Bestimmung: als Präfekt der römischen Glaubenskongregation. Am Ende zeigte sich Ratzinger amtsmüde, doch Johannes Paul II. überredete ihn zu bleiben. Als der Gigant aus Polen 2005 nach langem Todeskampf starb, wurde Ratzinger zum Papst gewählt. Freimütig berichtete er, wie "das Fallbeil" auf ihn niedergegangen war.

In seinem knapp achtjährigen Pontifikat verfasste Papst Benedikt XVI. drei Enzykliken: Am 25. Februar 2006 veröffentlichte er "Deus caritas est" (Gott ist Liebe). "Spe salvi" - "Auf Hoffnung hin sind wir gerettet" kam 2007 heraus. Zwei Jahre später folgte "Caritas in veritate". Ein großes Thema seiner Amtszeit war die Ökumene. Mit dem Patriarchen von Konstantinopel entwickelte sich eine echte Freundschaft. Den (calvinistischen) Gründer der Gemeinschaft von Taizé, Frère Roger, ließ der Verfasser von "Dominus Iesus" bei der Beisetzung Johannes Pauls II. zur Kommunion zu. 2006 löste ein Detail eines hochintellektuellen Vortrags in Regensburg einen Sturm in der islamischen Welt aus. Benedikts schlagzeilenträchtiger Istanbul-Besuch wurde zur bis dato schwierigsten vatikanischen Krisendiplomatie. Ein weiteres Anliegen war dem deutschen Papst die Versöhnung von Kirche und Judentum. Seine Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem 2009 kollidierte freilich mit seinen Zugeständnissen an die traditionalistischen Piusbrüder. Einer der Pius-Bischöfe hatte den Holocaust geleugnet.

Auch der "Vatileaks"-Skandal um heimlich kopierte vertrauliche Dokumente machte Benedikt XVI. das letzte Amtsjahr schwer. Es folgte jener Akt, der ihm für alle Zeiten einen Platz in den Geschichtsbüchern sichert: der erste freiwillige Amtsverzicht eines Papstes seit 718 Jahren. Benedikt XVI. wurde der Spaziergänger im Vatikan – der nicht ganz so still blieb, wie er es gelobt hatte. Eines seiner "Letzten Gespräche" führte er mit dem Journalisten Peter Seewald, der ein Buch darüber veröffentlichte. (kna)