Vatikanexperte fordert klare Regeln nach Papstrücktritt

"Ein emeritierter Papst sollte Schwarz tragen"

Eigentlich hatte Benedikt XVI. eine zurückgezogenes Leben angekündigt. Dennoch steht er immer wieder in der Öffentlichkeit. Der Vatikanexperte Nersinger fordert klarere (Kleidungs-)Regelungen für zukünftige Papstrücktritte.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. / © Christian Gennari (KNA)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. / © Christian Gennari ( KNA )

DOMRADIO.DE: Warum trägt ein Papst eigentlich Weiß?

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte): Die eigentliche Farbe des Papstgewandes ist rot, also purpur. Das leitet sich von der Farbe des Gewandes des Kaisers ab. Wir haben Benedikt XVI. auch schon oft in roten Gewändern gesehen, aber in Erinnerung geblieben ist die Farbe weiß. Da gibt es verschiedene Theorien. Pius V., der 1566 gewählt wurde, soll die Farbe des Gewandes seines Dominikanerordens übernommen haben. Diese Farbe trug er dann auch als Papst.

Eine andere Theorie geht auf die Regulierung der Stifte und Kapitel im Mittelalter zurück. Man nahm unter anderem im Lateran die Regeln des heiligen Augustinus an. Papst Eugen IV. wurde 1431 zum heiligen Vater gewählt und brachte die Farbe dieses Ordens mit ein. Es gibt auch noch eine einfache Erklärung, dass das Gewand vom Liturgiegewand herkommt und dessen Farbe trägt. Es gibt verschiedene Theorien und man kann heute nicht mehr genau sagen, wo das päpstliche Weiß herkommt.

DOMRADIO.DE: Ich habe auch einmal gelesen, dass das etwas mit dem Symbol der Reinheit zu tun hat. Er ist der einzige Bischof, der in Weiß auftritt. Spielt das auch eine Rolle?

Nersinger: Diese Theorie ist nicht bestätigt und man sollte mit solchen Deutungen vorsichtig umgehen. Auch Benedikts rote Schuhe wurden während seines Pontifikats zahlreichen Deutungen unterzogen. Man deutete sie zum Beispiel als Zeichen für Opferbereitschaft oder Symbol fürs Martyrium. Die roten Schuhe kamen aber auch aus dem kaiserlichen Haushalt.

DOMRADIO.DE: Es stellt sich nun die Frage nach dem Papstrücktritt Benedikts, welche Gewandfarbe er tragen sollte und ob er wieder in den Kardinalsstand zurücktreten soll. Gibt es da einen Präzedenzfall?

Nersinger: Ja, beim ersten Papstrücktritt 1294 bat man ihn seine Insignien niederzulegen. Wie das mit der Gewandfarbe aussah, weiß man heute nicht mehr genau. Fakt ist, dass die Päpste damals verschiedenfarbige Gewänder trugen.

DOMRADIO.DE: Benedikt wird wahrscheinlich nicht der letzte Papst sein, der zurücktritt. Sollte es in Zukunft klarere Regeln geben?

Nersinger: Ich hoffe, dass es zu keinem weiteren Rücktritt mehr kommt, weil wir ja gesehen haben, dass das große Probleme schafft. Falls es aber dazu kommen sollte, muss man klare Regeln aufstellen. Es muss klar sein, dass es nur einen Papst gibt. Wenn man zwei Leute in diesem Gewand sieht, stiftet das Verwirrung. Man kann schon durch das Gewand Gegensätze zwischen dem emeritierten und dem aktuellen Papst schaffen. Da sollte man eine harte Regelung finden.

DOMRADIO.DE: Was wäre also das Beste?

Nersinger: Am besten natürlich kein Rücktritt. Aber wenn, dann sollte er das schwarze Priestergewand tragen oder das Gewand, dass er als Kardinal trug, wieder annehmen. Das muss in Zukunft diskutiert und eindeutig entschieden werden.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )
Quelle:
DR