Die innereuropäischen Vorwürfe und Diskussionen zum Umgang mit der Corona-Pandemie hätten Wunden hinterlassen, sagte er im Interview mit dem Portal Vatican News). Zwar fänden die vielfältigen Solidaritätsappelle inzwischen Gehör, jetzt aber "müssen Hilfen schnell kommen, sonst verlieren die Menschen das Vertrauen in Europa", so der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE.
Debatten und Kontroversen seien normal und notwendig, bevor man in der Politik zu Kompromissen und Lösungen komme, so der Luxemburger Erzbischof. In einer Zeit aber, "in der Europa stark leidet - denken wir an die Toten in Italien, Spanien, Frankreich, das war ein Massaker - müssen jetzt starke, empathievolle Zeichen gesetzt werden".
Der 75. Jahrestag der Befreiung Europas von Nationalsozialismus und Faschismus sowie der 70. Jahrestag der Erklärung Robert Schumans am 9. Mai 1950 seien eine gute Gelegenheit, die Grundgedanken der europäischen Einigung wiederzubeleben. Dazu dürfe man aber die Welt nicht nur schwarz-weiß sehen, sondern müsse wie Europas Gründerväter Robert Schuman, Alcide De Gaspari und Konrad Adenauer auch die Grautöne erkennen.
Daran erinnere die Europäer derzeit vor allem "der Papst vom anderen Ende der Welt". Franziskus sei so etwas wie das Gewissen Europas, das den Kontinent an dessen Ideal der Solidarität erinnere. Diese Solidarität brauche es über inner- wie außereuropäische Grenzen hinweg.