Auf einem Video, das bei Twitter bis zum Sonntagmorgen über ein Million Mal angeklickt und mehrere Tausend Male kommentiert wurde, ist eine junge Frau zu sehen, die auf einer kleinen Bühne in der Nähe der Oper zum Publikum spricht und sich dabei mit der von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin vergleicht.
"Verharmlosung von Holocaust"
Nach wenigen Sätzen taucht ein junger Mann vor der Bühne auf. "Für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr", protestiert er und reicht der Frau sein orangefarbenes Leibchen. Es gehe hier um eine "Verharmlosung vom Holocaust", die "mehr als peinlich" sei.
Die Rednerin entgegnet: "Ich habe doch gar nichts gesagt." Dann beginnt sie zu weinen und wirft ihr Mikrofon weg. Polizisten erscheinen und geleiten den Mann von der Bühne weg.
In einem später geposteten Ausschnitt ist die Frau erneut zu sehen. Sie gibt sich "schockiert, dass ich von einem Passanten, oder was auch immer, beleidigt wurde".
Kritik von Heiko Maas
Viele Twitter-Nutzer markierten das Video mit "Gefällt mir", während des Auftritts der Frau ist vereinzelt Applaus zu hören.
Doch in den Kommentarspalten gibt es auch Empörung und Ablehnung: Die Parallelen zu Sophie Scholl seien verantwortungslos. Der junge Mann bekommt hingegen Zuspruch.
Ein Nutzer etwa schrieb: "Respekt für den Ex-Ordner, der die Verhöhnung der realen Holocaust-Opfer erkannte und sich dagegen stellte." Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) kritisierte die Rednerin. "Wer sich heute mit Sophie Scholl (...) vergleicht, verhöhnt den Mut, den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen", twitterte er am Sonntag.