Doris Zölls

Doris Zölls / © Angela Krumpen  (ak)

Doris Zölls treffe ich im Benediktushof nahe Würzburg. In diesem - von Willigis Jäger gegründeten - Zentrum können Menschen westliche und östliche Weisheiten lernen und einüben. Doris Zölls lehrt hier als Zenmeisterin. Zu ihrem neuen Buch, einem Essay, wünschte sie sich ein Vorwort von mir. Dass Doris Zölls diesen Essay als ein Resümee ihres spirituellen Lebens begreift, macht mich so neugierig, dass ich diese Sendung anfrage.

Kinder sind unsere engsten Spiegel

Für die Doris Zölls sich viel Zeit nimmt. Während eines Symposiums, bei dem sie selber vorträgt und Workshops leitet, treffen wir uns spät abends noch, um die Sendung vorzubereiten. Am nächsten Nachmittag sitzt sie, trotz unterdessen notwendig gewordener eitriger Wurzelbehandlung, kerzengerade auf dem Sofa in der Bibliothek des Benediktushofes.

In „Weitergeben, was wirklich zählt“, geht es um die große Frage, wie und ob überhaupt, wir Werte an unsere Kinder weitergeben können. „Kinder sind unsere engsten Spiegel“, sagt Doris Zölls. Sie spiegelten uns aber vor allem: unseren Schatten, unser Unbewusstes. Erziehung heiße nicht, Kindern etwas einzutrichtern, ihnen bestimmte Verhaltensweisen aufzudrücken. „Erziehung ist Selbsterziehung und wenn ich möchte, dass das Kind oder der Jugendliche sich anders verhält, muss ich es an mir verändern“.

Disziplin heißt dem folgen, was uns gut tut

Aber wie geht diese Selbsterziehung, will ich wissen? Doris Zölls nennt es: Gedanken putzen, wahrhaftig sein, sich selbst beobachten. Was Gedanken putzen bedeutet? Erläutert Doris Zölls in dieser Sendung. Sie ermutigt Eltern zur Disziplin. Wobei Disziplin nicht bedeute, den inneren Schweinehund zu überwinden. „Unser Wille reicht nur drei Wochen“, sagt sie.

Eltern empfiehlt sie, wahrhaftig zu sein. Aber nicht zu suchen, was sie falsch machen, sondern einüben was wichtig ist.

Üben, was wichtig ist

Und zwar so lange, bis der Körper es sich einverleibt habe. Das dauert: wenn wir sieben Tage brauchen, um etwas zu verstehen, sind es schon sieben Wochen, um es mit dem Gefühl zu durchdringen. Nach sieben Monaten haben wir neue Gewohnheiten eingeschliffen, aber  erst nach sieben Jahren haben wir uns die Dinge einverleibt.

Warum sich diese Mühe und das Üben lohnen, wie die Pfarrerin zum Zen kam, die Kirche sie freistellte für diese Form der Seelsorge – und was denn nun wirklich zählt? All das hören Sie in dieser Sendung Menschen. Ich bin jedenfalls voller neuer Inspirationen nach Hause gefahren.

Und weiß auch schon, welche Gedanken ich putzen will.

(Erstsendung 17.11.2019)