Inhaltlich bezieht sich der Text weniger auf das Evangelium des heutigen 3. Sonntags nach Trinitatis als vielmehr auf den Text der neutestamentlichen Lesung, die ermahnt, alle Sorge auf Jesus zu werden.
Nach einer instrumentalen Sinfonie folgt der Eingangschor und der ist zweitteilig gestaltet. Er beginnt mit einem fugenähnlichen Chorsatz über ein beliebtes Thema, das Bach wohl Vivaldis d-Moll -Konzert entnommen hat. Auch in späteren Kantaten verarbeitet Bach dieses Thema erneut, und auch von seiner berühmten Orgelfuge in G - Dur ist uns dieses Thema im Ohr.
Der 3. Satz, eine Arie mit Oboe, ist von erstaunlicher Knappheit und dabei doch von so überwältigender Ausdruckskraft, dass man sie zum Ergreifendsten zählen möchte, das Bach geschrieben hat.
Vordergründiger in ihrer Konzeption ist die zweite Arie, der fünfte Satz der Kantate. Bach stellt musikalisch sehr eindringlich das Bild der einherrauschenden Tränenfluten dar, von denen der Text spricht. Aber auch die Möglichkeit zur Darstellung von "Sturm und Wellen" wird mit musikalischen Mitteln wahrgenommen.
Inhaltlich lässt sich dieser erste Teil mit wenigen Worten zusammenfassen. Die Seele, in ihrer Bekümmernis und Not fühlt sich von Gott verlassen und von den Mächten der Hölle bedrängt. Der Ermahnung folgend, auf Gott zu harren, der ihr helfen wird, wendet sich die Seele an Jesus. Der zweite Teil der Kantate ist jetzt ganz von dem Dialog zwischen der Seele und Jesus bestimmt. Jesus verspricht der Seele Hilfe. Und nachdem die Seele so ihre Sorge auf Jesus geworfen hat, entschwindet ihr Kummer und ein Lobgesang auf das "Lamm, das erwürget ist", wie es im letzten Satz heißt beendet die Kantate.
Immer wieder hat man versucht, den Anlass für die Komposition dieser Kantate herauszufinden. Möglicherweise war sie die Abschiedskantate für den 1714 aus Weimar scheidenden siebzehnjährigen Prinzen Johann, der ein musikalisch hochbegabter Schüler Bachs war.
BWV 21: "Ich hatte viel Bekümmernis".
Wiener Sängerknaben, Concentus musicus Wien, Leitung: Nikolaus Harnoncourt.
Quelle/ Literatur: Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Bärenreiter, 1995
3. Sonntag n. Trinitatis, BWV 21
Bachkantate am 20. Juni 2010
Wie und wann genau die Kantate für den heutigen Sonntag entstanden ist, ist heute nicht mehr zu klären. Möglicherweise hat Johann Sebastian Bach sie bei seiner Bewerbung um das Organistenamt an der Liebfrauenkirche in Halle im Herbst 1713 geschrieben. Überschrift: "Ich hatte viel Bekümmernis".
Share on