Die Reliquien werden an den kommenden zehn Tagen zu Beginn der Gottesdienste und in einer Truhe im Dom gezeigt. Rund 100.000 Pilger werden erwartet. Die Heiligtumsfahrt findet diesmal im Karlsjahr statt, das an den 1.200 Todestag von Karl dem Großen erinnert. Aus diesem Anlass hatte Bundespräsident Joachim Gauck schon am Donnerstag die Ausstellung "Karl der Große. Macht. Kunst. Schätze" eröffnet. Der Herrscher hatte die Heiligtumsfahrt begründet, die seit 1349 alle sieben Jahre stattfindet.
Bei den Reliquien handelt es sich laut der Überlieferung um das Kleid Mariens aus der Heiligen Nacht, Windeln Jesu, das bei der Kreuzigung getragene Lendentuch sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Mussinghoff bezeichnete sie in seiner Predigt als "Erinnerungsstücke". Weit wichtiger als die Echtheitsfrage sei die von den Tüchern ausgehende geistliche Erfahrung. Der "Glaubensstoff" weise auf die Botschaft Christi hin und ermögliche, "mit all unseren Sinnen und Emotionen auf Tuchfühlung mit Jesus, Maria und Johannes" zu gehen. Niemand müsse aber an der Wallfahrt teilnehmen.
Vor dem Gottesdienst hatten alle Glocken der Stadt geläutet. An der Feier nahmen mehr als 3.000 Menschen im und vor dem Dom teil. Gemäß alter Tradition bat Dompropst Helmut Poque den Bischof, den Marienschrein mit den Reliquien öffnen zu dürfen. Mit Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) überprüfte er die Unversehrtheit des Schlosses, das dann mit einem Hammer zerstört wurde. Die Reliquien, deren Echtheit historisch nicht belegt sind, hatte Karl der Große 799 aus Jerusalem, Konstantinopel oder Rom erhalten.
Die Heiligtumsfahrt steht unter dem Motto "Glaube in Bewegung". Am Samstag wird Kurienkardinal Peter Turkson erwartet. Für Sonntag ist ein ZDF-Fernsehgottesdienst mit Mussinghoff sowie eine Messe mit dem Papstbotschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, geplant. Kommende Woche stehen Angebote für Familien, Kinder, Jugendliche, Feuerwehrleute, Radfahrer und Biker auf dem Programm. Zum Abschluss feiert Kölns Alterzbischof, Kardinal Joachim Meisner, am Sonntag, 29. Juni, einen Gottesdienst. Am 30. Juni werden die Reliquien wieder in den Marienschrein gelegt, der dann ein neues Schloss erhält.