Der Weihnachtsstern, der aus den Tropen kommt

Blume der Heiligen Nacht

Er gehört wie Adventskranz und Plätzchen zum Advent einfach dazu: der Weihnachtsstern. Und eben genau jetzt in diesen dunklen Monaten entfaltet er seine rot-grüne Farbenpracht.

Weihnachtsstern Anfang Dezember / © St.Q.
Weihnachtsstern Anfang Dezember / © St.Q.

Seit über 50 Jahren ist der Weihnachtsstern bei uns in Mode, aber sehr viel wissen wir eigentlich nicht von ihm. Fest steht: schon 1804 kam er ins Land, wenn auch noch nicht als Topflanze für den Advent. Alexander von Humboldt, der große Gelehrte und Begründer der Geographie als Wissenschaft, kam im Sommer 1804 von einer langen Amerikareise zurück. Fünf Jahre war Humboldt unterwegs, reiste von Mexiko bis nach Peru, sammelte, oft unter großen Strapazen, mit modernsten Messgeräten Daten und erforschte akribisch den Einfluss von Landschaft und Klima auf die Tier- und Pflanzenwelt. Als Humboldt zurückkehrte, hatte er den Weihnachtsstern im Gepäck.

Wir kennen den Weihnachtsstern als gerade mal 30 cm hohe Topflanze, die ab November fertig beim Blumenhändler steht und irgendwann nach Weihnachten ausgedient hat und auf dem Kompost landet. In ihrer Heimat, in den tropischen Gefilden, ist das völlig anders. Dort wächst der Weihnachtsstern munter vor sich, wird gar zum kleinen Baum, der auch manche Straßenränder säumt.

Flores de Noche Buena –  Blume der Heiligen Nacht

Der Weihnachtsstern gehört zu den giftigen Wolfsmilchgewächsen: „Euphorbia pulcherrima“ – „die Schönste der Wolfsmilchpflanzen“ ist sein offizieller Name, die Mexikaner nennen ihn "Flores de Noche Buena" – „Blume der Heiligen Nacht“.
Die oberen roten Blätter sind keine Blütenblätter, sondern normale Laubblätter, die sich dann rot verfärben, wenn der Weihnachtsstern zu blühen beginnt. Die kleinen grünen Blüten in der Spitze sind  unscheinbar und so lockt der Weihnachtsstern mit den roten Blättern die Insekten an.

Ein Trick der Natur, der aber nur funktioniert, wenn der Weihnachtsstern genügend Dunkelheit abbekommt. Von den Tropen ist er es gewohnt, mindestens zwölf Stunden im Dunkeln zu stehen, nur dann entwickelt er die Blüten und nur dann verfärben sich die oberen Blätter rot. Die Fachleute nennen das „Kurztagspflanze“. Die Zuchtgärtnereien helfen mit künstlicher Dunkelheit nach und haben längst auch rosa und weiße Weihnachtsterne im Angebot. Pflege brauchen sie kaum, im Gegenteil.

Wichtigste Regel für die Pflege: nicht zu viel gießen, in Nässe steht der Weihnachtsstern gar nicht gern, also die Erde vor dem nächsten Gießen immer abtrocken lassen. Der Weihnachtsstern freut sich über einen hellen, warmen Standort, die Temperatur sollte nicht unter 15 Grad sinken. Zugluft und Kälte mag er nicht. Und Dünger braucht er während der Blüte auch nicht.

Er braucht die tropische Dunkelheit

Auch wenn das Angebot reichlich ist – jedes Jahr werden Millionen Weihnachtssterne verkauft – wer neugierig ist, sollte versuchen, den Weihnachtsstern mal über den Sommer zu bringen. Viel Können braucht es nicht, eher Disziplin. Im März den Stern etwas zurückschneiden, in frische Erde umtopfen und ihn im Sommer nicht vergessen. Wenn es warm genug ist, kann er sogar draußen stehen, aber nicht in der heißen Mittagssonne. Dann im Herbst wird es spannend:
Spätestens im Oktober muss man dem Weihnachtsstern tropische Dunkelheit vortäuschen, das heißt ihn mindestens sechs Wochen lang täglich für gut zwölf Stunden völlig abdunkeln, am besten ihm einen Eimer oder Karton überstülpen.

So ist das eben mit den Weihnachtssternen: sie brauchen tiefe Dunkelheit, um zu leuchten. Und wenn wir sie selbst zur Wiederkehr bewegen, strahlen sie vielleicht umso mehr.  (St.Q.)

Bilder links:
Sie zeigen den Selbstversuch des Autors, einen Weihnachtsstern über den Sommer zu bringen. Das obere Bild zeigt den Stern im Juli, noch hat er zwei rote Blätter, die er aber noch verliert, das Bild darunter zeigt den Stern Anfang Dezember, nachdem er seit Mitte Oktober konsequent 12 Stunden dunkel stand. Die Farben sind blasser als bei den neuen Sternen im Handel, dafür ist er größer geworden.


Weihnachtsstern im Sommer / © St.Q.
Weihnachtsstern im Sommer / © St.Q.