Pontifikalamt im Kölner Dom

Pfingsten

domradio.de übertrug am Pfingstsonntag das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Es sang das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich.

Pfingsten (epd)
Pfingsten / ( epd )

"Sich vom Geist leiten zu lassen", was das bedeutet und wie das gelingen kann - davon hat Kardinal Rainer Maria Woelki in seiner Pfingstpredigt am Sonntag gesprochen. Das sei gar nicht so einfach, denn "vielen Christen ist der Heilige Geist irgendwie merkwürdig, fremd geblieben. Er gilt als der große Unbekannte." Der Kardinal spricht von "Geistvergessenheit" und erzählt vom Apostel Paulus, der schon die ersten Jünger aufforderte, "sich vom Geist Gottes leiten zu lassen".

So sollen auch die Gläubigen sich vom Geist leiten lassen und "spätestens von heute an beginnen, als pfingstliche Menschen zu leben."

Frei ist, wer sich leiten lässt vom Geist

Sich vom Geist Gottes leiten zu lassen, bedeutet - so der Kardinal - frei zu sein: "Frei werde ich erst, wenn der Geist Gottes mich zu leiten beginnt, wenn Jesu Heiliger Geist in mir zu leben beginnt, wenn er mich führt." Schon Paulus habe diese Erkenntnis gehabt, nach einer Zeit innerer Zerrissenheit: "Ich bin gar nicht wirklich frei, wenn ich nur das tue, was in mir ist. Ich bin gar nicht wirklich frei, wenn ich nur das tue, was ich gerade will, wenn ich nur das tue, was alle tun, wenn ich so lebe, wie man heute lebt, wenn ich so denke und handle, wie man heute so denkt und handelt."

Weil Gottes Geist aber normalerweise im Stillen und im Verborgenen wirke, sei es oft unmöglich, sofort und mit aller Klarheit zu erkennen, ob etwas von ihm stammt, ob es menschliche Erfindung ist oder ob es vom Bösen kommt, gab Woelki zu Bedenken. "Vielfach wächst die sichere Erkenntnis erst im Laufe der Zeit, wenn Initiativen und Bewegungen Früchte hervorbringen, so dass das Wort Jesu als Maßstab angelegt werden kann."

Eine solche Erkenntnis sei dann nochmals vom Heiligen Geist gewirkt, "denn ihn und sein Wirken erkennen wir nur in seinem Licht." Der Kardinal rief dazu auf, Pfingsten in dem Sinne zu feiern: "Feiern wir es aber so, dass das, was wir feiern, auch an uns geschieht. Öffnen wir uns so dem Heiligen Geist, dass in uns selbst Pfingsten werden kann; dass Gottes Geist unsere Herzen verwandelt, unser ganzes Leben prägt, unser Denken und Wollen und Handeln leitet und er so durch uns wenigstens ein kleines Stück dieser Welt erneuere - und sei es auch nur der Raum zwischen den vier Wänden unserer Wohnungen."

Pfingsten

Am Pfingsttag feiern wir die Sendung des Heiligen Geistes, den Geburtstag der Kirche. Die Apostelgeschichte (2,1–11) spricht davon, dass das erste Pfingstfest an einem der großen jüdischen Wallfahrtsfeste, dem "Wochenfest" (Schavuot), stattfand. Als Erntedank für die Weizenernte wurde dieser Tag später auch zur dankbaren Erinnerung an den Bundesschluss Gottes mit seinem Volk und die Übergabe der Zehn Gebote am Sinai. Da das jüdische "Wochenfest" am 50. Tag (griech. Pentekoste – Pfingsten) nach dem Pesachfest gefeiert wurde, wird deutlich, dass Pfingsten zu Ostern gehört. Es vollendet das Ostergeheimnis und bildet den Abschluss der Osterzeit. Für die Jünger ist mit dem Kommen des Geistes die verheißene messianische Zeit (vgl. Joël 3,1–3) angebrochen. Sie leben in diesem Bewusstsein und verstehen auch die missionarische Tätigkeit der jungen Kirche als vom Heiligen Geist gewirkt. Pfingsten feiern heißt, sich neu mit der Kraft des Geistes Gottes erfüllen lassen, damit er durch uns die Welt neu gestalten kann.

aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Juni 2017


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