Hier sehen Sie die schönsten Bilder des Gottesdienstes auf dem Roncalliplatz!
Hier sehen Sie die schönsten Bilder der Prozession!
In Fronleichnam hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki das katholische Eucharistieverständnis in den Mittelpunkt seiner Predigt gestellt. Bei dem Freiluftgottesdienst hob er in seiner Predigt die Bedeutung der Eucharistie für die katholischen Christen hervor: "Fronleichnam ist nicht irgendein Fest. Es ist das Fest der Freude. Ein Fest des Dankes." Die heilige Eucharistie sei das schlagende Herz der Kirche, so Woelki. Aus der Eucharistie lebe die Kirche: "Wir leben von der Feier von Tod und Auferstehung Jesu Christi. In ihr reicht uns der Herr sich selbst leibhaftig zur Speise dar, nicht nur den Jüngern damals, sondern auch uns jetzt in dieser Stunde am Fronleichnamstag hier auf dem Roncalliplatz." Die Feier der Heiligen Kommunion sei "das tiefste Geheimnis neben der Heiligsten Dreifaltigkeit unseres Glaubens", so Woelki weiter.
Der Kölner Erzbischof erinnerte die Gläubigen eindringlich daran, dass sie durch den Empfang der Kommunion "Ja und Amen" sagen zum Papst und zum Bischof, zur sakramentalen Struktur der Kirche und zu den Heiligen und ihrer Verehrung. Auch deshalb sei die Heilige Messe nicht nur "irgendein Event" und könne auch nicht durch eine "noch so schön gestaltete Wortgottesfeier" ersetzt werden. Der Kritik von Gemeindemitgliedern, dass aufgrund von Gemeindereformen heutzutage die Gottesdienste nicht mehr immer in der Kirche vor Ort und zur gewohnten Zeit stattfinden, entgegnete Woelki: "Wenn wir nur annähernd etwas von dem verstanden hätten, was damals im Abendmahlssaal geschehen ist und seitdem in jeder Messfeier gegenwärtig gesetzt werden will, dann kann es einem ob solcher Worte heiß und kalt werden. Als ob es an erster Stelle darum ginge, dass wir etwas von der Messfeier hätten. Geht es nicht zuerst darum, daß wir in der Messfeier etwas zu geben haben - nämlich uns selbst Gott zu geben haben - uns ihm zu übergeben haben."
Im Anschluss an das Pontifikalamt zogen die Gläubigen mit dem Allerheiligsten unter dem Baldachin durch die Straßen und Gassen der Kölner Altstadt. Die Prozession endete im Kölner Dom mit dem Sakramentalen Segen.
Kommuniondebatte: "Es geht um das Eingemachte"
In einer Ansprache am Ende des Gottesdienstes ging der Kölner Erzbischof auch auf die Debatte um den Kommunionempfang für protestantische Ehepartner ein: "Manche meinten: 'Was soll das Ganze. Das ist doch Quatsch.' Andere meinten sogar: 'Das ist doch ein Kasperle-Theater.' Ich meine: Hier geht es um Leben und Tod. Hier geht es um Tod und Auferstehung. Hier geht es um das ewige Leben, hier geht es um Christus. Hier geht es um seine Kirche und damit geht es hier um das Eingemachte. Und deshalb müssen wir darum streiten und den richtigen Weg suchen. Nicht irgendeinen Weg, sondern den Weg des Herrn, den er uns weist, denn er allein ist der Weg und die Wahrheit und das Leben."
Woelki verwahrte sich erneut gegen den Vorwurf, er habe in dieser Sache den Brief nach Rom hinter dem Rücken des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz verschickt: "Es ist viel geschrieben und behauptet worden. Unter anderem, ich hätte mich heimlich nach Rom gewandt, heimlich irgendetwas geschrieben. Ich sage mit der Heiligen Schrift: Offen und frei bin ich aufgetreten und habe das geschrieben und gesagt, was zu schreiben und zu sagen war, in aller Öffentlichkeit. Ich sage noch einmal: Wir in Deutschland leben nicht auf einer Insel der Seligen. Wir sind keine Nationalkirche. Wir sind Teil der großen universalen Kirche. Alle unsere deutschen Diözesen sind eingegliedert in den großen Erdkreis. Wir alle sind verbunden mit allen anderen katholischen Kirchen auf dem ganzen Erdenrund, geeint unter dem Haupt des Heiligen Vaters. Deshalb gehen wir mit ihm in der Einheit mit allen anderen Teilkirchen Christus entgegen. In der Treue zu dem Glaubensgut, das uns die Apostel überliefert haben."
Miteinander und Füreinander
Versöhnlich schloss der Kardinal mit den Worten: "Wir sind Glieder an seinem Leib. Und so wie die Glieder darauf ausgerichtet sind, miteinander und füreinander da zu sein, so ist das auch in der Kirche. Nicht das Gegeneinander steht unter Christus sondern nur das Miteinander und das Füreinander."
Eine Einigung mahnte auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck an. "Es muss eine theologisch verantwortete Lösung geben", sagte er auf dem Essener Burgplatz. Es könne derzeit noch keine generelle Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion geben. Aber wenn in einer Ehe "das Seelenheil auf dem Spiel steht", müsse die gemeinsame Kommunion möglich werden, so der Ruhrbischof.
Ende Februar hatte die Bischofskonferenz mit mehr als Drei-Viertel-Mehrheit beschlossen, eine pastorale Handreichung für das Abendmahl von Ehepaaren unterschiedlicher Konfession auf den Weg zu bringen. Sieben Diözesanbischöfe, darunter der Kölner Kardinal, wandten sich daraufhin mit einem Brief an den Vatikan. Sie bezweifeln, ob eine nationale Bischofskonferenz über die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner entscheiden darf. Das Verständnis des Abendmahls ist nach wie vor einer der größten Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten. An der katholischen Eucharistie dürfen bislang in der Regel nur Katholiken teilnehmen. Den Unterzeichnern des Briefes wurde in verschiedenen Medien vorgeworfen, sie würden die Bischofskonferenz spalten und hätten den Brief hinter dem Rücken des Vorsitzenden an den Papst verschickt.
Marx: Christen sollten das Leben selbstbewusst gestalten
Auch in anderen Städten in ganz Deutschland haben die Gläubigen am Donnerstag mit Gottesdiensten und Prozessionen das Fronleichnamsfest gefeiert. Auf dem Marienplatz in München nannte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Fronleichnam ein "fröhliches Bekenntnis" und "nicht ein Fest der ängstlichen Selbstbehauptung". Es gehe um das "Heil für alle Menschen", denn die Kirche wolle die Menschen zusammenführen.
Angesichts aktueller Umbrüche rief der Erzbischof dazu auf, sich nicht durch Meinungsumfragen, Einschaltquoten oder Stimmungen bestimmen zu lassen. Die Christen sollten versuchen, das Leben selbst zu gestalten und die "Zeichen der Zeit" im Licht des Evangeliums zu begreifen. Auch für den Glauben gebe es viele Herausforderungen, etwa die zunehmende Säkularisierung, erinnerte Marx. Dieser müssten Christen begegnen, indem sie überzeugend in die Gesellschaft einbringen, "was wir zu sagen haben". Der Glaube sei nicht privat, sondern berühre viele öffentliche Bereiche, von der Kultur über die Wirtschaft bis zur Politik.
Schick: Medizin gegen leere Seelen
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die traditionellen Fronleichnamsprozessionen als Medizin gegen leere Seelen. Zudem seien sie ein Heilmittel gegen eine "Stadt ohne Gott". An Fronleichnam trügen die Christen Jesus durch ihre Städte und Dörfer, "damit sie Orte mit Gott sind, wo Gottes Reich und Herrschaft regieren".
Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst bezeichnete es als Aufgabe der Kirche, seelisch obdachlos gewordenen Menschen einen Zufluchtsort zu bieten. Seine Vision der Kirche von morgen sei eine, "in deren Gemeinschaft die Sinnsuchenden Sinn finden, die Verängstigten wieder Mut und Hoffnung schöpfen". Die Kirchengemeinde solle ein "geistig lebendiger Raum" sein, in dem "das heilsame Evangelium Jesu Christi wirklich erlebbar wird".
In Augsburg ermutigte Bischof Konrad Zdarsa die Gläubigen, hinauszugehen und zu zeigen, was es heiße, christlich zu glauben und zu leben. Spätestens dann werde deutlich, dass sich das Christsein nicht auf Kirchen und Sakristei beschränken lasse und vielmehr das ganze Leben in allen seinen Bezügen damit gemeint sei.
Thema Kreuzerlass
Auch auf den Kreuzerlass der bayerischen Staatsregierung ging Zdarsa ein mit der Frage: "Was bedeutet denn ein Erlass zum Aufhängen von Kreuzen in öffentlichen Gebäuden, wenn seine Ausführung letztlich doch nicht eingefordert wird, er zuvor aber kurzfristig eine seltsam anmutende Debatte heraufbeschworen hat?".
In Mainz betonte Bischof Peter Kohlgraf, der Glaube gehöre in die Öffentlichkeit. Es tue der Gesellschaft gut, dass es Menschen gebe, "denen etwas, denen jemand, nämlich Christus selbst heilig ist". Beliebigkeit fördere nicht Toleranz, sondern das Desinteresse an der Meinung eines anderen.
Erzbischof Becker: Hinausgehen in die Welt
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nannte die Fronleichsnamsprozession ein wunderbares Zeichen für die Darstellung von Kirche in ihrer Verbindung und Gemeinschaft mit Christus: "Gott ist unter uns gegenwärtig in der Feier der Eucharistie und er bleibt gegenwärtig im Brot des Lebens und so haben wir ihn heute durch die Straßen getragen."
Für den Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker ist die Fronleichnamsprozession ein Symbol für das "Hinausgehen in die Welt". Das Fest stehe nicht nur für die Wandlung von Brot und Wein in Jesu Leib und Blut, sondern auch für die tiefgreifende Wandlung des Menschen und der Welt, sagte er im Paderborner Dom. Die Wandlung von Brot und Wein sei "eine Initialzündung voller Energie", die auch zu Veränderungen in der Kirche motivieren könne, so Becker.
Bischof Algermissen: Quelle des christlichen Lebens
Der Passauer Bischof Stefan Oster nannte den Zug mit dem Allerheiligsten durch die Straßen ein Bekenntnis zu dem, der mitten in alledem der höchste Wert schlechthin sei. Denn Gott sei der Einzige, dem Anbetung gebühre. In diesem Bewusstsein gerieten alle anderen schönen und wertvollen Dinge dann an den rechten Platz im Leben eines jeden Menschen.
Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen warnte vor einem schleichenden Rückzug der Eucharistiefeier aus den Messefeiern. "Er ist für mich eines der deutlichsten Krankheitssymptome in unserer Kirche", sagte er im Fuldaer Dom. Die Feier der Eucharistie sei "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens". Darin begründe sich das karitativ-soziale Wirken sowie politischer Einsatz von Christen.
Weihbischof Boom: Einlassen auf Gott
In Würzburg rief Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom die Katholiken dazu auf, sich ganz auf Gott einzulassen. "Er geht mit uns durch Raum und Zeit, damit wir nicht verloren gehen." Gott zu suchen heiße, ihn lieben zu wollen und ihn nicht für die eigenen Interessen zu benutzen.
Der Freiburger Weihbischof Michael Gerber verwies auf aktuelle Themen wie die BAMF-Affäre, in denen es um Glaubwürdigkeit gehe. Die Menschen wendeten sich von Institutionen ab, die sie als unglaubwürdig erlebten. "Zugleich lebt eine offene und plurale Gesellschaft vom Zusammenspiel der unterschiedlichen Institutionen und gesellschaftlichen Größen." Es sei riskant, wenn diese keinen Rückhalt mehr fänden.
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie "Fest des Leibes und Blutes Christi". Mit dem Fest erinnern die Katholiken an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie.