"In 25 Jahren pastoraler Arbeit bin ich vielen Menschen begegnet, die sich um eine lebendige Christusnachfolge bemühen, oft aber auch Menschen, die auf ihrem Weg müde geworden sind", betonte Kohlgraf. Gerade in der heutigen Zeit erlebe er, dass viele Gläubige den Weg der Emmaus-Brüder gingen. "Sie sagen: Gehen wir doch in unser Dorf zurück. Die Wege Jesu haben nichts gebracht", führte der Bischof aus. Ihm selbst werde oft die Frage nach dem "Wo geht es hin?" gestellt.
Kohlgraf ist einer von 21 Jubilaren des Weihejahrgangs 1993. Weitere sind unter anderem der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine sowie der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp.
Jesus muss zu Wort kommen
Auch die Geistlichkeit könne sich auf ihrem Weg nur vorantasten, gestand der Mainzer Bischof ein. Denn "noch so gute theologische Ideen und konkrete Planungen" verhinderten nicht die Sorge und die gute Zukunft der Kirche.
Gläubige und Priester können nach Kohlgrafs Worten nur weitergehen, wenn sie Jesus als schweigenden Wanderer auf ihrer Seite erkennen. "Wo wir hingehen – er ist dabei, er geht die Wege mit", betonte der Bischof und mahnte, Jesus zu Wort kommen zu lassen: "Wenn wir kein Brennen mehr im Herzen verspüren, kann das auch daran liegen, dass wir zu laut sprechen, um ihn noch hören zu können."
"Christsein heißt, sich der Wirklichkeit zu stellen"
Für den Weg der Kirche und der Priester bedeutet diese Überzeugung laut Kohlgraf: "Das Kreuz und die mühsamen Wegstrecken gehören dazu." Christsein heiße, sich der Wirklichkeit zu stellen und sie zu befragen, was wohl der Wille Jesu und der Wille Gottes für diese Zeit sei. Wer das tue, dürfe mit Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft gehen, gab Kohlgraf den Gläubigen und den Jubilaren mit auf den Weg.
Zur Silbernen Weihefeier lädt das Kölner Domkapitel überdies am kommenden Sonntag um 10 Uhr zum Pontifikalamt mit den Jubilaren in den Kölner Dom ein. Die Predigt wird der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, halten. Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es einen Empfang für geladene Gäste im Maternushaus.