"Wir müssen als Kirche gut achtgeben, dass wir ein Raum sind und bleiben, in dem das geknickte Rohr nicht gebrochen, und der glimmende Docht nicht ausgelöscht wird durch liebloses Urteil und Verurteilung", sagte Kohlgraf am Sonntag bei einer Predigt im Wormser Dom.
Viele suchen antworten nicht mehr in der Kirche
"Ich glaube, dass wir mit unserer Botschaft Orientierung geben können, aber viele Menschen suchen die Antworten nicht mehr bei uns", betonte er bei einem Festgottesdienst zum 1000. Jahrestag der Weihe des Wormser Doms.
Das kirchenkritische Verhalten vieler Menschen habe "sicher viele Ursachen, aber ein Grund mag auch darin liegen, dass kirchliche Antworten als etwas empfunden werden, die weit weg sind von den Themen und Fragen der Zeit", sagte der Bischof.
Keinen glaubwürdigeren Menschen als Jesus
Es genüge deshalb nicht, "auf Traditionen zu setzen". Die "alten Bekenntnisse" müssten ins eigene Leben übersetzt werden. "Wir werden zunehmend ein Christentum werden müssen, zu dem sich Menschen aus eigener Entscheidung bekennen", sagte der Bischof. Es genüge nicht mehr, Christ zu sein, "weil man in unserer Gesellschaft eben Christ ist".
Im Augenblick fasziniere ihn "die Menschenfreundlichkeit Jesu, aber auch seine Konsequenz, die nicht danach schielt, wie er von anderen beurteilt wird", sagte Kohlgraf und betonte: "Es gibt für mich keinen glaubwürdigeren Menschen als Jesus, den ich auch als Sohn Gottes bekenne. Da ist nichts falsch, nichts oberflächlich, nichts gespielt."