"Vielmehr schickt er sie ins Fegefeuer, damit sie sich reinigt und heiligt." Nur so könne sie "Zeichen und Werkzeug" für die Menschen sein, predigte Schick während einer Messfeier am letzten Tag der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. "Wirken wir bei der Erneuerung der Kirche mit und fangen wir dabei bei uns selber an", mahnte der Bamberger Erzbischof.
Zudem ermunterte er zu mehr Unterricht und Bildung im christlichen Glauben. Wissen über das Christentum gehe trotz eines guten Religionsunterrichts in Schulen und Pfarreien zurück. Daraus entstehe mangelnde Praxis in Gebet, Gottesdiensten und auch «im alltäglichen Umgang miteinander".
Nächstenliebe statt sozialer Kälte
Wo es "kein Wissen über die Werte und Tugenden des Evangeliums" gebe, da gehe es auch in Familie, Politik, Wirtschaft und Sozialwesen zurück, so Schick; "andere Maßstäbe und Vorstellungen dringen ein".
Und weiter: "Wo der Geist der Nächstenliebe auszieht, machen sich soziale Kälte und eine Ellbogengesellschaft breit." Wo die universale Menschenwürde und Menschenrechte unbekannt würden, könnten sich leicht Rassismus, Nationalismus und Populismus breitmachen. Dies geschehe derzeit, warnte Schick.
Gedenken an verstorbene Bischöfe
Die Messfeier war zudem Gedächtnisgottesdienst für die im laufenden Jahr verstorbenen Mitglieder der Bischofskonferenz. Unter anderem wurde dem im August verstorbenen Kölner Weihbischof em. Manfred Melzer gedacht. Sein Wahlspruch "Durch Lieben Gott erkennen" ermahne dazu, den Alltag "aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe zu gestalten", betonte Schick.
Missbrauchsstudie: Beratungsergebnisse erwartet
Die Bischöfe wollen an diesem Donnerstag in Fulda erste Konsequenzen nach der Vorstellung der großen Missbrauchsstudie präsentieren. Zum Abschluss der Herbstvollversammlung in Fulda wird Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, am Mittag die Ergebnisse der Beratungen vorstellen.
Im Mittelpunkt des Bischofstreffens stand das Thema sexueller Missbrauch durch Geistliche. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte ein Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind.
Strukturdebatte gefordert
Bei der Vorstellung der Studie hatten die Bischöfe um Entschuldigung gebeten und bekannt, man habe viel zu lange geleugnet, weggeschaut und vertuscht. Wissenschaftler, Politiker und Opferverbände forderten unter anderem eine Debatte über kirchliche Strukturen, die den Missbrauch begünstigen können.
Die Bischöfe treffen sich zweimal im Jahr zur Vollversammlung, im Frühjahr an wechselnden Orten, im Herbst traditionell in Fulda am Grab des "Apostels der Deutschen", des heiligen Bonifatius.