Katholische Eltern fordern Finanzhilfen der NRW-Regierung

"G9 braucht Raum"

Gymnasiasten in NRW sollen in Zukunft wieder neun Jahre statt acht unterrichtet werden. Für die Finanzierung stellt das Land 518 Millionen Euro zur Verfügung. Geld, das nur an staatliche, nicht an frei getragene Schulen geht.

Eine Schultafel in einem Klassenraum mit Kreuz über der Tür / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Schultafel in einem Klassenraum mit Kreuz über der Tür / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die katholische Elternschaft Deutschlands fordert finanzielle Unterstützung auch für kirchlich getragene Schulen. "G9 braucht Raum!", so heißt die Petition des Landesverbands NRW. Wieso dieser Name?  

Andrea Honecker (Landesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands in NRW): Es geht genau darum. Die Schulen haben bereits in Klasse acht Schülerinnen und Schüler, die wieder in neun Jahren zum Abitur geführt werden. Das heißt, in vier Jahren wird die Schule einen kompletten Jahrgang mehr in ihren Räumen haben. Aber die Räume sind an den meisten Schulen nicht mehr vorhanden. Es müsste an manchen Standorten um- und angebaut werden, um den Raum zu schaffen, damit die Schulen dann die kompletten neuen Jahrgänge aufnehmen können.  

Das Ärgerliche daran ist, dass die Schulen das nicht aus ihrer eigenen Kraft und auch kaum aus der Kraft der Träger schaffen können. Das hat sogar das Land NRW ganz richtig erkannt, als es 2019 dafür eine großzügige finanzielle Förderung beschlossen hat. Allerdings nur für Schulen in öffentlicher Trägerschaft. 

Genau das ist der Punkt, wo die Eltern wach geworden sind und sagen: 'Das kann nicht sein, dass unsere Schulen keine Unterstützung dabei bekommen. Wir brauchen das auch, zumindest anteilig'. 

Ergänzen kann man dazu, dass rund 17 Prozent aller gymnasialen Schüler in NRW eine sogenannte Ersatzschule besuchen. Also eine Schule, die nicht in öffentlicher Trägerschaft ist. Es sind also durchaus sehr, sehr viele Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, die das betreffen wird. 

DOMRADIO.DE: Was droht den Schulen in freier Trägerschaft, wenn sie keine Gelder bekommen? Und welche Konsequenzen wird das für die Schülerinnen und Schüler haben?  

Honecker: Für Schülerinnen und Schüler wird das bedeuten, dass zu wenig Raum da ist. Dann müssen andere Maßnahmen her, zum Beispiel müssten die Schülerzahlen eingeschränkt werden. Das könnte dazu führen, dass die Schulen entscheiden müssen drei anstatt vier Klassen pro Jahrgang aufzunehmen. Oder das Oberstufenangebot muss so gestaltet werden, dass weniger Kurse und somit Wahlmöglichkeiten vorhanden sind, damit der Raumbedarf sinkt.  

DOMRADIO.DE: Was konkret fordern Sie in der Petition von der Politik?  

Honecker: Wir fordern, dass das Geld zur Verfügung gestellt werden soll. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Aktuell sind die Haushaltsverhandlungen in NRW angelaufen. Es wäre natürlich eine gute Lösung für uns, wenn die nötigen Gelder bereits im NRW-Haushalt verankert und zur Verfügung gestellt würden. 

Es gibt aber eine alternative Lösung. Dafür müsste man von Seiten der Regierung, also des Ministerpräsidenten, dafür sorgen, dass Sondermittel bereitgestellt werden. Über beide Wege könnten wir unseren Schulen zu ihren Rechten verhelfen. 

Deswegen wenden wir uns jetzt ganz klar an Herrn Laschet, an den Ministerpräsidenten und sagen: 'Das kann nicht sein. Diese Ungerechtigkeit muss behoben werden.' 

DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, welche Aussicht auf Erfolg die Petition hat? 

Honecker: Wir hoffen natürlich, dass die Petition Erfolg hat, weil schnelles Handeln geboten ist. Denn wenn wir zum Beispiel Baumaßnahmen in den Blick nehmen oder auch nur Umbaumaßnahmen, dann wissen wir, dass das eine ganze Zeit an Vorlauf bedarf. 

Wir müssen jetzt in die Planung einsteigen. Man muss gewisse Anträge stellen, Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen. Das ist nichts, was wir erst angehen können, wenn die neuen Jahrgänge in der Schule sind. Da muss jetzt begonnen werden. 

Unsere Eltern sind sehr beunruhigt, weil die Schulleitungen auf Nachfrage sagen: 'Wir können nicht mit der Planung beginnen und wir können uns des Problems nicht annehmen, solange die finanzielle Seite nicht gesichert ist'. 

DOMRADIO.DE: Neben der Petition haben Sie noch eine Postkartenaktion gestartet. Was hat es damit auf sich? 

Honecker: Ja, die Postkarten werden nach den ersten Haushaltsverhandlungen an die Schulen versandt werden. Darauf steht dann noch einmal unsere Forderung mit der Bitte auch selbst tätig zu werden. 

Das heißt, wir bitten alle Eltern und auch die älteren Schülerinnen und Schüler unserer Schulen, eine Postkarte an die NRW-Regierung zu schreiben, auf das Problem aufmerksam zu machen und Herrn Laschet zu sagen: 'Das ist ein dringendes Problem. Wir brauchen Ihre Hilfe und wir brauchen eine gerechte Lösung für die Schulen, die in freier Trägerschaft sind'.

Das Interview führte Hannah Krewer.


Andrea Honecker / © KED (privat)
Andrea Honecker / © KED ( privat )
Quelle:
DR
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