DOMRADIO.DE: Jetzt kann Ihre Schule mit dem Titel "Digitale Schule" für sich werben. Was bedeutet das?
Carsten Finn (Stellvertretender Leiter der Erzbischöflichen St.-Anna-Schule in Wuppertal): Sicherlich ist so ein Siegel immer ein Zeichen nach außen, wo wir Schwerpunkte setzen, dass wir in die Stadt und in die Öffentlichkeit wirken und sagen: Das ist das, wo wir besonders stark sind. Aber es wirkt auch nach innen.
Das ist für mich so eine Bestätigung, dass der Weg, den wir gehen, richtig ist und damit auch Ansporn, den Weg weiter zu vertiefen.
DOMRADIO.DE: Man bewirbt sich für diese Auszeichnung "Digitale Schule" und fängt mit einem Schnelltest an, ob man überhaupt die Grundvoraussetzungen erfüllt. Hat da alles bei Ihnen gepasst?
Finn: Ich könnte jetzt sagen, dass wir Schnelltests in Corona-Zeiten ja gewöhnt sind. In dem Fall hat es tatsächlich gut funktioniert. Die zehn Kriterien haben wir in der Oberflächlichkeit, in der sie abgefragt werden, auf Anhieb erfüllt.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie denn in den letzten Jahren getan, um die Schule in Sachen Digitalisierung fit zu machen?
Finn: Ein großer, komplexer Weg, der letztendlich sogar in den letzten Jahrzehnten angefangen hat mit dem konsequenten Aufbau einer digitalen Infrastruktur: flächendeckendes Gigabit-WLAN als Voraussetzung dafür, Endgeräte einzusetzen, die Unterrichtsentwicklung als ein großer Baustein, Lehrpläne und Konzepte, die entwickelt werden.
Und am Ende bin ich der Überzeugung, dass das an den Menschen hängt und damit Lehrerfortbildungen, die wir seit Jahren konsequent im Bereich der Digitalisierung vorantreiben, ein ganz, ganz wichtiger Baustein sind.
DOMRADIO.DE: Wie profitieren Ihre Schülerinnen und Schüler davon, dass St. Anna bei der Digitalisierung so weit vorne ist?
Finn: Abstrakt gesprochen, das digitale Lernen ist entscheidend, um sich in der immer digitaler werdenden Arbeitswelt zurechtfinden zu können. Ein Beispiel, um es konkreter zu machen: Als wir letztes Jahr in den Lockdown gegangen sind, war ein Lernplattform-Model so stark schon implementiert, dass der Übergang im Verhältnis sehr, sehr gut funktioniert hat.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben wir in der Corona-Zeiten ja alle gelernt, uns digitaler aufzustellen. Wie sehr hat die Pandemie diese Digitalisierung bei Ihnen noch vorangetrieben?
Finn: Ich denke, als Accelerator (Einrichtung, in der Geschäftsideen entwickelt und betreut werden, Anm. d. Red.) sind da schon Aspekte spürbar. Die Akzeptanz der Digitalisierungsschritte, die wir immer schon sehr stark vorangetrieben haben, beispielsweise in der Elternschaft, ist sehr stark gewachsen. Der Schulträger hat eine umfassende Digitalstrategie entwickelt, was uns natürlich sehr zugutekommt.
Ich möchte auch ein ganz konkretes Beispiel nennen. Durch finanziellen Einsatz von Land und Schulträger ist es uns jetzt möglich, dass jeder Lernende, den oder dessen Elternhaus die Ausstattung vor große Herausforderungen stellt, von uns ein Endgerät zur Verfügung gestellt bekommen kann.
Und auch das sichert den Zugang und die Teilhabe zur digitalen Bildung. Das hat mit Sicherheit auch viel mit Corona zu tun.
DOMRADIO.DE: Das hört sich alles ganz gut und perfekt an. Aber was kann noch besser werden? Wo gibt es noch Möglichkeiten nach oben?
Finn: Die gibt es natürlich immer. Wir haben zwei große Projekte im Augenschein. Das eine ist, dass wir die Ausstattung im eins zu eins-Setting, dass jeder Lernende sein eigenes Endgerät ständig zur Verfügung hat, wenn es benötigt wird, in den nächsten zwei Jahren voranbringen.
In den nächsten zwei Jahren soll jeder Schüler an St. Anna sein eigenes Tablet in der Hand haben. Das ist entscheidend, damit alle die gleichen Lernvoraussetzungen haben und auch ein besonderes Anliegen als katholische Schule, da es ja auch die Ausgleichskomponente gibt.
Die zweite Säule ist die Unterrichtsentwicklung, dass die Konzepte, die wir haben, dann mit den Endgeräten auch wirklich wirksam werden können.
DOMRADIO.DE: Sie haben jetzt als "Digitale Schule" ein Alleinstellungsmerkmal in Wuppertal. Fühlt sich gut an, oder?
Finn: Ja, zugegebenermaßen können wir da schon sehr stolz drauf sein. Vor allem, weil ja ganz viele Teams ganz viele Jahre daran gearbeitet haben. Stolz auf der einen Seite. Aber vor allem ist es auch Ansporn, dem nach außen sichtbaren Zeichen auch gerecht zu werden.
Das Interview führte Carsten Döpp.