Papst feiert große Messe im Marienwallfahrtsort Sastin

Wallfahrten und Heilige

Die großen Nationalwallfahrten sind in der Slowakei als Äußerungen der Volksfrömmigkeit nach wie vor von großer Bedeutung. Papst Franziskus besucht bei seiner Slowakei-Reise auch einen der wichtigen Pilgerorte des Landes.

Autor/in:
Wolfgang Bahr
Spitzen der Basilika Sastin-Straze / © Peter Vrabel (shutterstock)
Spitzen der Basilika Sastin-Straze / © Peter Vrabel ( shutterstock )

Für viele Slowaken ist es nicht nur Abschluss, sondern auch Höhepunkt des anstehenden Papstbesuchs in ihrem Heimatland: 26 Jahre nach Johannes Paul II. kommt am 15. September auch Papst Franziskus in das Marienheiligtum von Sastin und leitet dort die traditionelle Wallfahrt zur Mater Dolorosa, der Siebenfach schmerzensreichen Muttergottes und Hauptpatronin der Slowakei.

Zehntausende kommen abseits von Pandemie-Jahren zu ihrem Gedenktag am 15. September in den Wallfahrtsort im slowakischen Nordwesten, und stets sind auch die Spitzen des Staates vertreten. Wallfahrten sind in der Slowakei als Äußerungen der Volksfrömmigkeit bis in die Gegenwart von großer Bedeutung.

Überregional betrifft das neben Sastin vor allem auch die Kyrill-und-Method-Wallfahrt am 5. Juli nach Nitra und die Wallfahrt zum Fest der Heimsuchung Mariens Anfang Juli auf den Marienberg bei Levoca (Leutschau) am Rand der vormals deutschen Stadt Zips (Spis).

Pilgerstätten und Marienverehrung

All diese Heiligtümer haben eine lange Geschichte. Zudem sind in der Slowakei in jüngster Zeit auch neue Pilgerstätten entstanden; etwa der Steinbruch am Berg Butkov bei Ladce im Waagtal (Vah), wo - ausgehend von Karol Wojtylas zeitweiligem Einsatz in einem Steinbruch - insbesondere der Kult des heiligen Papstes Johannes Paul II. gepflegt wird.

Ein stark frequentierter Wallfahrtsort der Griechisch-Katholischen ist der Berg Zvir bei Litmanov in den Karpaten, wo zwischen August 1990 und Oktober 1995 der damals 11-jährigen Iveta Korcakova und der 13-jährigen Katarina Ceselkova Maria erschienen sein soll.

Nach der Gottesmutter kommt der höchste Grad der Heiligenverehrung in der Slowakei den sogenannten Slawenaposteln Kyrill und Method zu. Die beiden Brüder aus Thessaloniki aus dem 9. Jahrhundert beherrschten die slawische Sprache. Nach einer Mission bei den Chasaren folgten sie 863, schon ausgestattet mit der von ihnen zum Zweck der Mission geschaffenen glagolitischen Schrift, dem Ruf des Fürsten Rastislav nach Großmähren. Parallel zu ihrer erfolgreichen Missionsarbeit übersetzten sie die Bibel - und wurden trotz zahlreicher kirchenpolitischer Hindernisse über ihre zahlreichen Schüler zu den Vätern der Verbreitung des Christentums im gesamten slawischen Raum.

Als erster in der Slowakei geborener Heiliger gilt Gorazd, ein Nachfolger Methods im 9. Jahrhundert. Auch werden aus der früheren Zeit die Eremiten Benedikt und Svorad (ca. 980 - ca. 1030) verehrt. 1995 sprach Johannes Paul II. in Kosice die drei "Kaschauer Märtyrer" heilig.

Die drei Jesuiten, der aus Kroatien stammende Marcus Crisinus (Marek Krizin), der Siebenbürger Stephan Pongracz und Melchior Grodziecki aus Schlesien waren als Opfer der Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten am 7. September 1619 in Kaschau hingerichtet worden.

Nationale Selige aus Zeiten des 2. Weltkriegs

Drei Seligsprechungen Johannes Pauls II. galten Opfern des Kommunismus. 2001 sprach er den Eparchen (Bischof) Pavol Peter Gojdic (1888-1970) aus Presov selig und bei seinem letzten Slowakei-Besuch 2003 Godjics Weihbischof Vasil Hopko (1904-1976) sowie Zdenka Cecilia Selingova (1916-1955) von den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz.

Ein weiterer Märtyrer des Kommunismus, der Salesianer Titus Zeman (1915-1969), wurde 2017 unter Papst Franziskus seliggesprochen, ebenso 2018 Anna Kolesarova (1928-1944), die von einem russischen Soldaten erschossen wurde, weil sie sich ihm sexuell verweigert hatte.

Während dem seligen Pavol Peter Gojdic, der öffentlich gegen Deportationen von Juden ins KZ protestiert hatte, von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem der Titel eines "Gerechten unter den Völkern" zuerkannt wurde, stockt der 1996 eingeleitete Seligsprechungsprozess für Bischof Jan Vojtassak (1887-1965) von Spis.

Vojtassak war Mitglied des Staatsrates der mit dem Dritten Reich verbündeten Slowakischen Republik. Es wird hinterfragt, inwieweit ihn eine Mitschuld an den antisemitischen Maßnahmen des Staates trifft. Die Abwägung des Verhaltens kirchlicher Würdenträger in der Slowakischen Republik des Priesterpräsidenten Jozef Tiso (1887-1947) und ihrer Verfolgung durch die Kommunisten bleibt bis heute ein brisantes Thema.


Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens in Sastin-Straze (Außenaufnahme) / © Johannes Senk (KNA)
Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens in Sastin-Straze (Außenaufnahme) / © Johannes Senk ( KNA )

Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens in Sastin-Straze (Innenaufnahme) / © Johannes Senk (KNA)
Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens in Sastin-Straze (Innenaufnahme) / © Johannes Senk ( KNA )
Quelle:
KNA