Kirchen in Afrika fordern Klimagerechtigkeit

Sie können es nicht alleine schaffen

Experten erwarten, dass Afrika besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden wird. Für den ohnehin schon gebeutelten Kontinent ist das eine finstere Prognose. Nun beginnt ein Umdenken, das auch von den Kirchen vorangetrieben wird.

Autor/in:
Markus Schönherr
Trockenheit in Afrika / © Riccardo Mayer (shutterstock)
Trockenheit in Afrika / © Riccardo Mayer ( shutterstock )

Auch in Afrika sorgte der neue Bericht des Weltklimarats IPCC für Aufsehen. Dieser zeugt nicht nur von einem globalen Temperaturanstieg in den vergangenen vier Jahrzehnten, sondern hält zugleich eine düstere Prognose für die Region bereit: "Temperaturen in Afrika werden vermutlich schneller steigen als der globale Durchschnitt im 21. Jahrhundert."

Eine besonders delikate Aussage angesichts der Tatsache, dass der Kontinent vergleichsweise wenig Treibhausgase produziert. "Der IPCC-Bericht ist eine weitere gewaltige Erinnerung daran, dass wir eine globale Klimaantwortstrategie brauchen, um die Verwundbarsten dieser Welt zu schützen", betonte im August Trocaire, die Entwicklungshilfeagentur der katholischen Kirche in Irland.

Klima-Hilfe für Entwicklungsländer

Etliche Kirchenführer auf dem Kontinent sind sich einig, was die Unterstützung armer Länder durch Industriestaaten angeht: Zwar müsse auch Afrika im Kampf gegen den Klimawandel seinen Beitrag leisten, die größte Verantwortung aber liege bei den Emissionsverursachern dieser Welt.

"Historisch gesehen hatten die reicheren Länder mehr als ihren fairen Anteil an fossilen Brennstoffen", so Francesca de Gasparis, Direktorin des Südafrikanischen Umweltinstituts der Glaubensgemeinschaften (SAFCEI). Daher sei Klima-Hilfe für Entwicklungsländer eine "Frage der Gerechtigkeit und eine moralische Pflicht".

Ähnlich sieht es Pastor Damon Mkandawire von der Vereinigten Kirche Sambias: Wenn er aus dem Fenster blicke, sehe er eine "verarmte Gemeinschaft, die wenig zur Zerstörung von Mutter Erde beigetragen hat", allerdings die Konsequenzen trage. Er ist überzeugt: "Afrikas Anführer können das nicht allein schaffen und das sollten sie auch nicht."

Klimawandel führt zu noch mehr Problemen

Der Kontinent erlebte in den vergangenen Jahren mehrere Schläge, die Millionen das Leben kosteten oder vor eine ungewisse Zukunft stellten. Dazu zählen die Tropenstürme Kenneth und Idai, die 2019 weite Teile Mosambiks, Malawis und Simbabwes verwüsteten. Kurz zuvor hatte die Millionenmetropole Kapstadt eine historische Wassernot erlebt.

In Ostafrika hinterließen Dürren Millionen Menschen hungrig. Experten führen das vermehrte Auftreten der Wetteranomalien auf die Erderwärmung zurück. Der anglikanische Priester Masango Roderick Warakula in Simbabwe warnt vor den Konsequenzen: "Es ist kein Geheimnis, dass der Klimawandel bestehende Probleme von Entwicklungsländern - ob Armut, Diskriminierung oder Ungleichheit - weiter verschlimmert."

Gleichwohl sehen einige Kirchenvertreter auch die Regierungen des Kontinents in der Verantwortung. Zu ihnen zählt der Generalsekretär des Interreligiösen Rats von Uganda (IRCU), Joshua Kitakule: "Der Wille ist da, was sich in unzähligen Umweltgesetzen und -programmen zeigt. Doch die Taten spiegeln diese Ziele nicht wider."

"Entweder wir unternehmen jetzt gemeinsam etwas oder gehen gemeinsam unter"

In Südafrika forderten Kirchenführer in den vergangenen Wochen ihre Regierung auf, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz aufeinander abzustimmen. Mehr als 50 Prozent der Südafrikaner leben in Armut, zugleich stützt sich der Aufschwung des Schwellenlandes größtenteils auf Energie aus Kohle. "Wir müssen anerkennen, dass ein echter ökologischer Ansatz gleichzeitig ein sozialer ist, der Fragen von Gerechtigkeit in die Umweltdebatte miteinfließen lässt", so der katholische Bischof Jan de Groef.

Als der anglikanische Erzbischof Thabo Makgoba vor das Klimakomitee von Präsident Cyril Ramaphosa trat, forderte er die Schaffung von Jobs durch grüne Energie: "Stellen Sie sich Kleinfabriken dort vor, wo die Jugendarbeitslosigkeit am höchsten ist, wo künftig Solarzellenplatten und Windturbinen produziert werden."

Hoffnung setzen Afrikas Kirchen in die UN-Klimakonferenz (COP26), die im November in Schottland stattfindet. Dort solle ein Klimafahrplan beschlossen werden, der auf Afrikas "einzigartige Situation" eingeht, fordert die Panafrikanische Allianz für Klimagerechtigkeit (PACJA), der auch katholische Einrichtungen angehören.

Für den südafrikanischen Nobelpreisträger und emeritierten Erzbischof Desmond Tutu steht fest: "Es gibt keinen Spielraum mehr. Entweder die Nationen unternehmen jetzt gemeinsam etwas gegen den Klimawandel oder wir werden gemeinsam untergehen."


Afrika auf einem Globus / © wael alreweie (shutterstock)
Afrika auf einem Globus / © wael alreweie ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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