An der Spitze der Bischofskonferenz ist bereits vieles anders geworden: Der Limburger Bischof Georg Bätzing führt und moderiert die Konferenz seit nunmehr eineinhalb Jahren.
Dies tut er mit einer konzilianteren Tonart als sein Vorgänger, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, dem einige Mitbrüder einen zu dominanten Führungsstil vorwarfen. Auch das Sekretariat der Bischofskonferenz steht unter neuer, jetzt weiblicher Leitung. Keine 100 Tage ist die neue Generalsekretärin Beate Gilles im Amt - und noch ist nicht klar, wie und wohin die 51-Jährige den Apparat in der Bonner Kaiserstraße führen wird.
Eine Schlüsselrolle im Sekretariat kommt den vier Bereichsleitern zu. Sie sind, ebenso wie die Generalsekretärin, Laien und führen ihre Ressorts meist über eine lange Amtszeit. Dagegen übernehmen stets Bischöfe den Vorsitz der 14 Kommissionen, an deren Spitze es etwas häufigere Wechsel gibt. Solche stehen auch bei der diesjährigen Herbstvollversammlung der Bischöfe an.
14 Kommissionen und acht Unterkommissionen
Und weil es schon oft Kritik an einer als zu groß empfundenen Zahl von Kommissionen gab, spekulieren Beobachter auch diesmal, ob es neben Rücktritten und Neuwahlen vielleicht auch einige Umstrukturierungen geben könnte. Ob aber der in einem Kommentar der "Herder Korrespondenz" formulierte Wunsch nach einer "Entrümpelung" der Bischofskonferenz-Strukturen realisiert wird, bleibt abzuwarten.
Fest steht, mit einer Zahl von 14 Kommissionen und acht Unterkommissionen steht die Deutsche Bischofskonferenz im internationalen Vergleich nicht schlecht da. So kommt die US-amerikanische Bischofskonferenz auf 18 "Komitees" und sechs "Ämter", die französische hat acht Kommissionen und elf "Räte" und die italienische zählt 24 Kommissionen. Die Themen und Zuschnitte unterscheiden sich von Land zu Land, doch gibt es stets Kommissionen für Glaube, Liturgie, Schulen und für eine Vielzahl gesellschaftlicher und innerkirchlicher Themen.
Bislang keine eigene Kommission gegen sexuellen Missbrauch
An einem Punkt weichen die Deutschen markant von den anderen Konferenzen ab. Die Aufgaben im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch und dem Schutz Minderjähriger werden bis heute nicht von einer eigenen Kommission behandelt, wie dies andernorts längst der Fall ist. Stattdessen sind sie auch fast elf Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in Deutschland weiterhin lediglich einem "Beauftragten", dem Trierer Bischof Stephan Ackermann (58), zugewiesen. Wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass der Kampf gegen den sexuellen Missbrauch in der Kirche eine Daueraufgabe bleibt, dürfte sich jedoch auch dies ändern.
Ein veränderter Status steht auch für das Thema Frauen an. Es wird derzeit noch in einer Unterkommission der Seelsorge-Kommission verhandelt, die der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode (70) seit nunmehr zehn Jahren leitet. Da Bode als gesundheitlich angeschlagen gilt, könnte hier ohnehin eine personelle Veränderung anstehen. Das gilt aus anderen Gründen auch für die Migrationskommission. Ihr Vorsitzender, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße (55), steht wegen mehrerer Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln in der Kritik und hat deshalb bereits dem Papst seinen Rücktritt angeboten.
In der Publizistischen Kommission, deren Vorsitzender mitunter als der deutsche "Medienbischof" tituliert wird, könnte ebenfalls ein Wechsel anstehen, weil der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst (72) nach drei Amtszeiten den Vorsitz vermutlich abgeben wird. Ähnliches könnte für den Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker (73) gelten - nach 15 Jahren an der Spitze der Schulkommission. Und der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick (71) blickt ebenfalls bereits auf 15 Jahre Kommissionsleitung im Bereich Weltkirche zurück.
Viele Diözesanbischöfe ohne führende Rolle
Dass künftige Kommissionsleiter auch weiterhin Diözesanbischöfe sein werden, gilt als gesetzt. Unter den "jüngeren" und bundesweit bekannteren Bischöfen sind derzeit mehrere ohne führende Rolle in einer Kommission und damit Kandidaten für eventuell freiwerdende Vorsitze, darunter der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer (60), der Augsburger Bischof Bertram Meier (61) und der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf (54). Mit Spannung wird auch beobachtet, ob der frühere Vorsitzende Marx (67), der einst national und international mehrere Ämter gleichzeitig innehatte, in einer der Kommissionen ein Comeback versuchen könnte.
Die Bischofskonferenz tagt diesmal im Vorfeld der zweiten großen Versammlung des Synodalen Wegs. Daher richtet sich der Blick auch auf die künftige Besetzung der Glaubenskommission. Ihr kommt eine Schlüsselrolle bei der Klärung der Frage zu, welche Vorschläge der Reformbewegung mit der katholischen Lehre vereinbar sind und welche nicht. Ihr Vorsitzender ist seit 2016 der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann (61). Er hat erst Ende August nach einer sieben Monate langen, krankheitsbedingten Auszeit seine Amtsgeschäfte als Bischof wieder aufgenommen. Ob er auch weiterhin die Glaubenskommission der Bischöfe leiten will, ließ er in seiner schriftlichen Erklärung zur Rückkehr offen.