DOMRADIO.DE: Der Zeitpunkt, der ist sicherlich nicht umsonst so gewählt. Freitag: großer Klima Streik, Sonntag: die Wahl.
Ulrike Eder (Sprecherin von "Churches for Future" Hamburg): Genau! Für uns ist es wichtig, von kirchlicher Seite ein Zeichen zu setzen, dass eine Klimapolitik zum Schutz unseres Planeten nicht parteipolitisch ist, sondern dringendste Notwendigkeit zur Bewahrung unserer Freiheit und die der kommenden Generationen.
Wir stützen uns auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom April, das bestätigt hat, dass keine Generation mehr auf Kosten der nächsten Generation leben darf. Der derzeitige Klimaschutz der Bundesregierung reicht dafür bei weitem nicht aus.
Wir wollen deswegen noch einmal aufrufen, mobilisieren und hoffen, dass viele auf die Straße kommen und mit uns den Druck aufbauen. Denn egal welche Farbe die neue Regierung haben wird: Wir brauchen eine Regierung, die jetzt entschieden für Klimaschutz handelt.
DOMRADIO.DE: Ist es vielleicht auch ein Appell an die Kirche?
Eder: Ja, wir haben uns gegründet, zum einen aus Solidarität für die Forderungen von "Fridays for Future" und wir wollen diese Forderungen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels nach außen tragen. Aber gleichzeitig wollen wir natürlich auch nach innen wirken und unsere eigenen Klimaschutzmaßnahmen kritisch begleiten und weiterentwickeln.
Es passiert bundesweit schon sehr viel in Kirchen. Wir haben unheimlich viele Klimaschutzprojekte. Es gibt Energie-Controlling. Aber wir merken trotzdem, dass es auch hier noch einiges an Anstrengung bedarf, um jetzt auch diesen wissenschaftlichen Fakten gerecht zu werden.
Wir haben es ja in diesem Sommer gesehen, dass die Auswirkungen dieser globalen Erwärmung auch Deutschland massiv getroffen haben und in Europa die wärmsten Temperaturen gemessen wurden. Insofern müssen wir gucken, dass wir hier nachbessern.
DOMRADIO.DE: Wie viel Einfluss hat Kirche denn da Ihrer Meinung nach auch auf die Politik?
Eder: Ich hoffe, dass wir einen Einfluss haben, weil wir ein großer gesellschaftlicher Player sind und es auch in den Kirchen immer mehr von Bedeutung wird, konkrete Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Mir ist es nur noch wichtig zu sagen, dass es nicht um Jahreszahlen und Klimaneutralität geht, weil man sehr viele Ziele haben kann, die man aber einfach nicht erreicht, sondern uns geht es jetzt ganz konkret darum, dass Maßnahmen umgesetzt werden und dass man die CO2-Reduktion auch wirklich sehen und messen kann.
Da ist es für uns vor allem daran gelegen, erst einmal unsere eigenen kirchlichen Menschen dazu zu bewegen und zu überzeugen, alle Bemühungen in die Hand zu nehmen und Anstrengungen zu machen. Aber natürlich versuchen wir, auf die Politik einzuwirken.
Wir sind zum Beispiel auch Mitglied bei der Klimaallianz Deutschland, die ja massiv Handlungsempfehlungen für Politikerinnen und Politiker zur Klimaschutzmaßnahmen herausgibt. Da sind wir auch aktiv beteiligt.
DOMRADIO.DE: Welche Aktionen sind im Zusammenhang mit dem globalen Klimastreik von "Churches for Future" für diesen Freitag geplant?
Eder: Ich spreche jetzt vor allem für die Hamburger Gruppe. Und da haben wir schon im Vorfeld zu einer Banneraktion aufgerufen. Entlang der Demostrecke werden unsere "Churches for Future"-Banner hängen. Da steht drauf "Gemeinsam für Gottes Schöpfung - Klimagerechtigkeit jetzt". Sie werden an den Hauptkirche hängen, aber auch am katholischen Erzbistum und verschiedenen internationalen Kirchen.
Wir haben auch Gemeinden gebeten, dass sie sich noch ein bisschen mehr mit dem Thema Klimaschutz, Klimagerechtigkeit beschäftigen und doch sehr gerne auch diese Banner bestellen und mitmachen. Wir haben verschiedene Angebote. Man kann Ökosphäre-Gemeinde werden zum Beispiel. Oder man kann Klimaandachten machen. Man kann unsere Workshops buchen.
Wir versuchen hier Bewusstsein zu schaffen und immer mehr Gemeinden in die Bewegung mit reinzubringen, damit wir immer größer und immer mehr werden.
Das Interview führte Michelle Olion.