Choreografin Rodrigues erhält "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken"

Lage für Brasiliens Künstler dramatisch

Die brasilianische Tänzerin und Choreografin Lia Rodrigues wird an diesem Dienstag mit dem "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken" in der Kategorie Tanz ausgezeichnet. An Brasiliens Präsident Bolsonaro übt sie scharfe Kritik.

Lia Rodrigues / © Leonardo Carrato (KNA)
Lia Rodrigues / © Leonardo Carrato ( KNA )

Nach Worten der brasilianischen Tänzerin und Choreografin Lia Rodrigues hat Präsident Jair Messias Bolsonaro "der Kunst und Kultur den Krieg erklärt".

Künstler erhielten keinerlei Förderung, sondern würden zur Zielscheibe der Regierung, die Lage sei "dramatisch", sagte sie im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Genau so funktioniert der Faschismus: einschüchtern, zensieren und die Meinungsfreiheit töten." Daher müsse der "genocida" (Massenmörder) Bolsonaro abgesetzt werden, forderte Rodrigues.

"Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken"

Die Leiterin der "Companhia de Dancas Lia Rodrigues" wird am Dienstag in Solingen mit dem "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken" in der erstmals ausgelobten Kategorie Tanz ausgezeichnet. Preisgeber sind die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

"Ich war überrascht - aber auch sehr glücklich", sagte Rodrigues, die seit Jahrzehnten Appelle gegen Diskriminierung und für mehr Humanität tänzerisch auf die Bühne bringt. "Seit vielen Jahren habe ich eine Partnerschaft mit Institutionen in Deutschland, die mir meine Arbeit überhaupt erst ermöglichen. Diesen Institutionen habe ich viel zu verdanken, genauso wie den Menschen in Deutschland, die mich begleiten und unterstützen", so die 1956 in Rio geborene Künstlerin.

Die Covid-Krise zeige gerade auf, unter welch prekären Umständen die Mehrheit der Brasilianer lebe. Sie sprach von tiefer sozialer Ungleichheit und Menschenrechtsvergehen. Die Politik der Regierung Bolsonaro sei geprägt von Gewalt und Zerstörung der Umwelt sowie besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen, von Hass und "Fake News", kritisierte Rodrigues, die auch Tanzprojekte mit Favela-Bewohnern realisiert.

Fundamentale Rechte aller Bürger

"Ich verteidige den gegenseitigen Respekt, den Dialog und die Kooperation zwischen unterschiedlichen Kulturen, Religionen, Völkern und Zivilisationen", hob Rodrigues hervor. "Die religiöse Toleranz und das Recht auf Diversität sind fundamentale Rechte aller Bürger."

Als weiße Frau aus der Mittelschicht habe sie in Brasilien eine privilegierte Position, aus der Vorteile, aber auch Verantwortung erwüchsen, so die Künstlerin. "Es ist fundamental wichtig, aktiv an den tiefen Umwälzungen mitzuarbeiten, die wir so dringend brauchen."


Lia Rodrigues, Tänzerin und Leiterin der "Companhia de Dancas Lia Rodrigues" gibt Anweisungen an die Tänzer in der Trainingshalle.  / © Leonardo Carrato (KNA)
Lia Rodrigues, Tänzerin und Leiterin der "Companhia de Dancas Lia Rodrigues" gibt Anweisungen an die Tänzer in der Trainingshalle. / © Leonardo Carrato ( KNA )
Quelle:
KNA